Jeder Trader sollte die Schulter-Kopf-Schulter Formation (SKS Formation) kennen. Wirklich jeder! Warum? Weil eine Schulter-Kopf-Schulter Formation eine unglaublich gute Trading Gelegenheit bietet. Wenn Sie verstanden haben, wie man eine SKS Formation erkennt und wie man sie sinnvoll handelt, haben Sie ein mächtiges Werkzeug an der Hand, mit dem Sie gute Gewinne erzielen können. Dies möchte ich Ihnen heute näher bringen.
Herleitung der Schulter-Kopf-Schulter-Formation
Eine SKS Formation ist eine der Formationen mit der höchsten Trefferquote und dem besten Chance-Risiko-Verhältnis. Warum das so ist, erkläre ich später in diesem Artikel.
Zu allererst müssen wir aber einmal verstehen, was eine Schulter-Kopf-Schulter Formation überhaupt anzeigt. Dafür werfen wir zunächst einen Blick auf den klassischen Verlauf eines Trends, wie ihn Charles Dow in seiner Dow-Theorie definiert.
So besteht ein klassischer Aufwärtstrend aus einer Abfolge steigender Hochs und Tiefs.
Solange sich diese Sequenz fortsetzt, ist der Trend weiterhin intakt. Eine SKS Formation ist in der üblichen Interpretation eine Trendwende-Formation. Sie stellt also einen Übergang von einem Aufwärtstrend in einen Abwärtstrend dar.
Schauen wir uns einen klassischen Abwärtstrend nach Charles Dow an:
Setzen wir diese beiden Trends nun nebeneinander, stellen also den Wechsel von einem Aufwärtstrend in einem Abwärtstrend dar, entsteht folgender Chartverlauf:
Ohne es zu wissen, haben wir hier nun schon eine SKS Formation erzeugt. Sie besteht aus vier Elementen:
- Linke Schulter
- Kopf
- Rechte Schulter
- Nackenlinie
So stellt in obigem Chartverlauf das höchste Verlaufshoch den Kopf dar, während die beiden flankierenden Hochs links und rechts vom Kopf die Schultern darstellen. Die Nackenlinie ergibt sich, indem die beiden Tiefs links und rechts vom Kopf verbunden werden.
Die Formation einzeln aus dem Kontext genommen sieht dann folgender Massen aus:
Diese Formation lässt sich, allein durch die Art wie sie entsteht, in allen möglichen Zeitebenen finden. Egal ob Sie in einem 5-Minuten-Chart, Stunden-Chart, Tages- oder Wochen-Chart arbeiten, immer wieder werden Sie über die Schulter-Kopf-Schulter Formation stolpern.
Nachgewiesen ist der positive Erwartungswert beim Traden dieser Formation aber nur auf dem Tageschart. Meiner Erfahrung nach steigt die Anzahl der Fehlsignale, je kürzer die Entstehungszeit der Formation ist.
Daher empfehle ich, SKS Formationen ausschließlich dann zu handeln, wenn sie auf dem Tageschart und/oder dem Wochenchart entstanden sind.
Praxis bei der Schulter-Kopf-Schulter-Formation
Ein Paradebeispiel einer Schulter-Kopf-Schulter Formation ist im letzten Jahr im größten deutschen Aktienindex, dem DAX entstanden. Ich hatte in meinem Newsletter und auch in vielen Webinaren wiederholt auf diese Situation hingewiesen:
Der nachfolgende Verlauf ist mustergültig nach dem erfolgten Ausbruch bis in den Zielbereich gelaufen:
Aber wie handelt man diese Formation?
So handelt man eine SKS-Formation
In folgenden 6 Punkten beschreibe ich, wie ich die SKS-Formation handle.
1. Den Trend identifizieren
Um eine Trendwendeformation handeln zu können, brauchen wir natürlich einen intakten Trend. Oben habe ich schon die einfachste Variante der Trend-Identifizierung dargestellt. Steigende Hochs und steigende Tiefs ergeben einen Aufwärtstrend, fallende Hoch und fallende Tiefs sind Bestandteil eines Abwärtstrends.
2. Die Schulter Kopf-Schulter-Schulter Formation identifizieren
Trendfolgende Händler sind in den von ihnen gehandelten Märkten ständig auf der Suche nach Sequenzen mit steigenden Hochs und Tiefs, so wie in Abb. 1 dargestellt. Ein erstes Zeichen für eine mögliche Trendwende in Form einer SKS Formation ist nun einfach eine Situation, in der es dem Kurs nicht mehr gelingt, ein höheres Hoch zu erreichen, sondern der Versuch des neuen Hochs ungefähr auf Höhe des vorletzten Hoch scheitert. Idealer Weise ist die zeitliche Dauer der Ausbildung der rechten und der linken Schulter ebenfalls ähnlich.
3. Den Einstieg und den Stop planen
Der Einstieg in einen Trade aufgrund einer SKS Formation erfolgt üblicher Weise im Durchbruch der Nackenlinie. Hier kann im Tageschart auch der Schlusskurs abgewartet werden, um einen Ausbruch zu bestätigen.
Der Stop sollte nicht zu weit weg vom Einstieg liegen. Nach einem Durchbruch durch die Nackenlinie sollte sich zügig eine Fortsetzung der Bewegung einstellen. Es ist besser, schnell mit (kleinen) Verlusten eine Position zu schließen, als eine sehr hohe Trefferquote durch extrem weite Stops zu generieren und im Verlustfall dann auf hohen Verlusten zu sitzen.
Spätestens wenn der Kurs nach dem Durchbruch der Nackenlinie wieder das Hoch der rechten Schulter überschreitet, muss der Trade beendet werden, da die SKS Formation dann gescheitert ist.
4. Das Ziel planen
Die Distanz zum Ziel des Trades sollte bei fast allen Trades größer sein als die zum Stop. Dadurch ergibt es sich automatisch, dass mit dem Trade mehr verdient werden kann, als er im Verlustfall kostet. Eine altbewährte Methode der Zielfindung ist es, die Distanz vom Hoch der SKS Formation bis zur Nackenlinie zu messen, und diese Distanz auf den Durchbruch der Nackenlinie dran zu legen. Am besten kombiniert man diesen Zielbereich, der durch die Formation vorgegeben wird, mit alten Unterstützungs- oder Widerstandsbereichen.
5. Volumen zur Bestätigung nutzen
Im Idealfall einer Chartformation steigt das Handelsvolumen beim Ausbruch aus der Formation an. So auch bei einer Schulter-Kopf-Schulter Formation. Ein ansteigendes Volumen im Ausbruch kann als zusätzliche Bestätigung für ein Fortsetzen der neuen Trendrichtung verwendet werden. Ebenso kann ein Ausbruch auf Tagesschlusskurs-Basis abgewartet werden, bevor eine Position eröffnet wird.
6. Auf wichtige Nachrichten prüfen
Besonders beim Handel von Einzelaktien sollten Trader vor jedem Trade prüfen, ob in den nächsten Tagen wichtige Unternehmensspezifische Nachrichten erwartet werden. So sollte man beispielsweise keine Positionierung unmittelbar vor der Veröffentlichung von Unternehmens-Bilanzen vornehmen.
Eine Schulter-Kopf-Schulter Formation kann aber nicht nur am Ende eines Aufwärtstrends entstehen, sondern kann als sogenannte „inverse SKS Formation“ auch einen Abwärtstrend beenden.
Hier zwei Beispiele von inversen SKS Formationen (bei Zalando und SAP), die ich in der letzten Zeit selbst gehandelt habe.
SKS Formationen sind aber nur ein kleiner Teil in meinem gesamten Trading-System. Einen tieferen Einblick in meinen Handel mit Rohstoffen und Währungen gebe ich vom 25.05. – 27.05.2019 in Frankfurt am Main. Meine Vorgehensweise bei klassischen Aktien-Trades erläutere ich ebenfalls in einem Seminar vom 15.06. – 17.06.2019. Weitere Informationen dazu unter https://daytradingcoach.de/seminare/
Ihr Martin Goersch