Was macht man eigentlich mit einem Trade, der läuft? In den meisten Fällen ist es sinnvoll, einen Teilverkauf zu machen und den Trade dann laufen zu lassen… aber bis wohin? Dieser Frage, umgangssprachlich auch die „Lin-Log-Frage“ genannt, gehen wir nun auf den Grund.
Möglichkeiten von Take Profit im Trading
Ein einfaches Ziel für einen Take Profit ist beim Day-Trading meistens naheliegend. Ich nenne es das A=C-Ziel, die erste Strecke der Korrektur entspricht dabei der zweiten Strecke.
Doch wie verhält es sich bei einem Swing-Trade?
Ein bisschen Theorie zur Lin-Log-Frage vorab:
Bei einem Dax-Stand von 1.000 ist ein Anstieg von 1.000 Punkten gleichbedeutend mit einem Anstieg von 100 Prozent.
Bei 10.000 Punkten Ist der „gleiche Anstieg“ von 1.000 Punkten nur noch 10 Prozent „wert“.
Es spielen sich daher im zweiten Fall (viel!) weniger Emotionen ab, obwohl die gleiche Anzahl an Punkten gehandelt wird. In einem linearen Chart sind diese emotionalen Informationen nicht enthalten, beide Anstiege sehen gleich bedeutend aus. Ein Dax-Kursziel von 23.000 würde vom jetzigen Stand aus unerreichbar klingen. Allerdings wäre es nur eine weitere Verdopplung, und Verdopplungen gab es vorher schon einige im Dax. Sie werden nur vom Lin-Chart „verschluckt“. Deshalb sollte man überlegen, ob man in der langen Frist mit Log-Charts arbeitet.
Silberchart seit 1982: Lin, Log. Der Lin-Chart auf der linken Seite vermittelt den Eindruck, dass sich vor 2004 keine bedeutenden Bewegungen abgespielt haben. Erst im Log-Chart erhält man einen Eindruck davon, dass die 50 Dollar aus emotionaler sicht „näher“ als die 5 Dollar liegen.
Lin und Log in Korrektur-Phasen
Ein Beispiel, wie im Dax eine A=C-Korrektur seit dem ATH aussehen könnte. Man sieht, dass der Unterschied zwischen linearer und logarithmischer Darstellung im Vergleich zur Hauptbewegung als Rauschen gesehen werden kann. (Bei beiden Bewegungen spielen sich ähnliche Emotionen ab)
Bei der VW hätte die Unterscheidung zwischen Lin und Log schon einen größeren Effekt. Nicht nur, dass das Lin-Ziel im negativen Bereich läge, der Unterschied liegt bei ca. 60 Euro für den Take Profit…
Negativer Take Profit?
Das noch eindrucksvollere Beispiel ist die Allianz. Hat schon mal jemand eine Aktie bei -230 gesehen? Die Allianz hat in der ersten Korrektur-Bewegung im Jahr 2000 grob 90% verloren. Eine passende Fortsetzung der Korrektur könnte vom jetzigen Stand nochmals ca. 90% ausmachen. Das Log-Ziel ist hier durchaus realistisch, sollte es zu einer Fortsetzung des Abwärts-Trends kommen.
Fazit: Auch beim Thema Chart-Darstellung lohnt es sich, mal über den Tellerrand zu schauen und sich für die jeweilige Situation die passende Einstellung auszuwählen. Wen das Thema wirklich interessiert, der kann mal bei meinem „EW-Meister“ durden vorbei schauen, der zu dem Thema vor knapp 2 Jahren einen umfassenden und sehr interessanten Artikel geschrieben hat.