Trading am Hexensabbat: Vorstellung einer Handelsstrategie für den DAX und S&P500

Halloween steht vor der Tür. Dies gruselt vermutlich nur die „Kleinen“. Wir „Großen“ haben eher Angst bzw. Respekt vor einem anderen Ereignis, an dem Hexen ebenfalls eine Rolle spielen. Gemeint ist der so genannte „Hexensabbat“. Als großer Verfall an den Terminmärkten bekannt, sorgt er vor allem im Vorfeld für starke Kursbewegungen und teilweise auch irrationalen Bewegungen.

 

Gerade deswegen kann man davon profitieren. Wie, zeige ich Ihnen mit dieser nun vorgestellten Strategie. Die Rendite daraus beträgt +70 Prozent und umfasst nur 4 Transaktionen im Jahr! Trading am Hexensabbat kann sich also lohnen!

 

Warum Trading am Hexensabbat?

 

Viermal im Jahr kommt es an den weltweit wichtigsten Derivatebörsen zum großen Hexensabbat. Jeweils am dritten Freitag im letzten Monat des Quartals ist es so weit und weltweit tanzen die Hexen auf dem Parkett. Dieser Tag wird oft auch als „großer Verfallstag“ oder „großer Verfall“ bezeichnet.

 

Termine der Verfallstage 2018 – Futures | Optionen | Eurex

An einem großen Verfallstag werden zahlreiche Terminkontrakte fällig. Es verfallen gleich drei Arten von Derivaten: Optionen auf Einzelaktien, Optionen auf Indizes und Futures auf Indizes – daher auch der Name großer Verfall.  Am „kleinen Verfallstag“ werden lediglich die Optionen auf Aktien und Indizes fällig. Einen „kleinen Verfall“ gibt es jeden Monat, jeweils am dritten Freitag im Monat. Dazu hatten wir hier auf Trading-Treff auch schon folgenden Wissensartikel zum Hexensabbat.

Um ganz einfach vom großen Verfall zu profitieren und das Trading am Hexensabbat erfolgreich zu gestalten fokussiere ich mich auf den DAX und den S&P500. Zeitpunkt ist genau vier Handelstage bevor weltweit die Derivate auf diese Indizes jeweils am Hexensabbat verfallen. Ich eröffne somit am Montagabend in der Verfallswoche eine Long-Position im S&P500 oder im DAX. Damit gehe ich genau vier Tage vor dem Verfall Long und bin insgesamt 96 Stunden in die Aktienindizes investiert. Am Freitagabend verkaufe ich meine Position wieder. Das ganze mache ich viermal im Jahr. Jeweils in den Monaten März, Juni, September und Dezember. Diese Strategie produziert somit vier Signale pro Jahr und ist insgesamt nur 16 Handelstage im Jahr investiert, jeweils von Montagabend bis Freitagabend vor dem großen Verfall. Es ist kein Stop Loss und kein Take Profit (mehr zu den Orderarten hier) vorgesehen.

 

Sie sehen hier die Ergebnisse im Backtest auf 15 Jahre bezogen für den SPX und den DAX:

 

Trading am Hexensabbat: SPX Strategie 15 Jahre
Trading am Hexensabbat: SPX Strategie 15 Jahre

 

Trading am Hexensabbat: DAX Strategie 15 Jahre
Trading am Hexensabbat: DAX Strategie 15 Jahre

 

Erklärung der Strategie

Warum Trading am Hexensabbat mit dieser Strategie funktioniert, erkläre ich nun. Derivate wurden nach dem Platzen der Dotcom-Blase für institutionelle Anleger immer wichtiger. Viele Quant-Hedgefonds und Algotrader sind am Terminmarkt aktiv. Das weltweite Volumen von Derivaten steigt seit Jahren stetig an.

Dementsprechend hat auch der große Verfall an Bedeutung gewonnen. Spätestens bis zum großen Verfall müssen alle Derivate gerollt werden oder sie verfallen entsprechend. Die Tage vor dem Verfall sind daher häufig durch ein hohes Handelsvolumen und viele Transaktionen geprägt. Dabei gibt es drei unterschiedliche Interessen die der Käufer oder Verkäufer eines Terminmarktkontraktes hat: Spekulation, Arbitrage oder Absicherung. Die größte Bedeutung in der Verfallswoche haben die Spekulanten.

Finanzprofis wissen natürlich um die Bedeutung dieses Tages. Durch die hohen finanziellen Ressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen, können sie die Märkte für eine gewisse Zeit in die von ihnen als vorteilhaft angesehene Richtung treiben. Welche die vorteilhafte Richtung ist, hängt von der Zielsetzung der großen Akteure am Terminmarkt ab.

In der Woche vor dem großen Verfall sind hauptsächlich Spekulanten am Terminmarkt aktiv. Spekulanten haben nur ein Ziel: Gewinnoptimierung. Das bedeutet, dass sie kein Geld verdienen, solange der Basiswert in einem Seitwärtstrend läuft. Daher müssen sie versuchen, den Markt zum Steigen zu bringen – hierfür ziehen dann die meisten Akteure an einem Strang, so dass das auch oft gelingt und die Kurse vor dem Verfall durchschnittlich ansteigen. Marktakteure, die auf einen ruhigen Verfall gehofft haben und ihre Portfoliorendite durch den Verkauf von Call Optionen optimiert haben, werden bis zu Verfall gezwungen, ebenfalls Long zu gehen um ihre Risiken aus den geschriebenen Call-Optionen abzusichern. Durch diese zusätzliche Nachfrage steigen die Aktienkurse bis zum großen Verfall noch weiter an.

5 Tage bestimmen das Börsenjahr – Trading Setup für den S&P 500

Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist die Maximum Pain Theorie. Institutionelle Investoren sind in der Regel in ihrem Basisportfolio Aktien long. Um die Rendite in trendlosen Phasen zu verbessern, schreiben sie Call Optionen und agieren damit als Stillhalter. Diese sogenannten gedeckten Kaufoptionen (Covered Calls) verfallen am dritten Freitag des letzten Monats im Quartal wie oben beschrieben. Steigen die Märkte im Vorfeld des Verfalls an, müssen die Covered Calls durch long Futures abgesichert werden.

Nach dem Verfall werden diese Absicherungen häufig geschlossen, weil die Terminkontrakte verfallen sind. Es kommt also ein zusätzliches Angebot an Futures auf den Markt und die Kurse bewegen sich nach dem großen Verfall häufig in die entgegengesetzte Richtung. Dieser Effekt lässt sich bei vielen Aktienmärkten beobachten und deswegen kommt es mit dem Hexensabbat häufiger zu einem Trendwechsel. Besonders stark ist dieser Effekt, wenn auf die Indizes ein hohes Open Interest bei den Optionen existiert.

Nun folgt noch eine kurze Zusammenfassung zum Trading am Hexensabbat.

 

Vorteile auf einen Blick:

  • Sehr einfach anzuwendendes System mit nur einem Parameter (Zeit)
  • Strategie ist klar zu erklären
  • Man folgt dem institutionellen Geld
  • Hohe Liquidität im S&P500 und im DAX
  • Geringe Transaktionskosten
  • Wenige Trades bedeuten wenig Stress
  • Funktioniert in verschiedenen Aktienmärkten
  • Funktionierte auch in der schwierigen Aktienphase 2007/2008

Der einzige Nachteil:

  • Kein Stop Loss

Weitere Bemerkungen

  • Verbesserung der Strategie durch individuelles Timing möglich
  • Idee funktioniert nur beim großen Verfall, aber nicht t beim monatlichen Verfall
  • Strategie könnte mit dem Verkauf von „at the Money“ Put Optionen noch weiter optimiert werden, weil diese direkt vor dem Verfall einen hohen Zeitwertverlust haben

 

Sie finden übrigens als weitere Strategie noch „Wahlgeschenk zur Bundestagswahl“ hier auf Trading-Treff vor. Viele weitere Strategien sind auf meiner Seite Andre-Stagge.de kostenfrei einsehbar. In diesem stellte ich Ihnen jeden Monat eine neue profitable Handelsstrategie vor. Natürlich bleibe ich Ihnen aber auch auf Trading-Treff erhalten.

 

Herzlichen Dank für Ihr Interesse zum Thema Trading am Hexensabbat und weiterhin viel Erfolg,

Ihr Senior Portfolio Manager & Performance Coach,

André Stagge

Über André Stagge 12 Artikel
Der Senior Portfolio Manager André Stagge, CFTe, CFA beschäftigt sich seit 1996 sehr intensiv mit den Themen Börse und Kapitalanlage. Seit 2007 arbeitet André als Portfoliomanager bei einer großen deutschen Fondsgesellschaft. Dort ist er hauptsächlich für das Thema Overlay Management im FX Bereich verantwortlich. Seine täglichen Aufgaben umfassen das aktive Handeln von Währungen, Futures und Optionen mit dem Auftrag, marktneutral Gewinne zu erzielen. Sein jährliches Gewinnziel liegt dabei im zweistelligen Millionenbereich. Grundlage seines Tradings ist ein regelbasierter Anlageprozess, der aus fundamentalen und technischen Faktoren besteht. Diese regelbasierten Strategien probiere er dann im täglichen Geschäft über das von Ihm entwickelte ATM-Modell optimal zu timen. Außerdem ist er für 3 Fonds verantwortlich, die aktuell über 1,5 Mrd. verwaltetes Vermögen groß sind. André hat sein BWL-Studium an der Universität Mannheim mit Prädikatsexamen absolviert, ist geprüfter Eurex-Händler, Certified Financial Technician (CFTe) und Chartered Financial Analyst (CFA).
Kontakt: Webseite

13 Kommentare zu Trading am Hexensabbat: Vorstellung einer Handelsstrategie für den DAX und S&P500

  1. Welchen Optionsschein würdest du denn für einen 2-4fachen Hebel auf den S&P500 oder Dax empfehlen? Keep up the good work!

    • Hi Thomas, als Portfoliomanager muss ich immer etwas aufpassen mit konkreten Empfehlungen. Dennoch ein guter Tipp von mir. Teste kostenlos und unverbindlich den Service von meinem Freund Samuel er schick konkrete Signale zu meinen verbesserten Strategien. Du kannst es ohne Aufwand testen: https://www.sms-signale.de/test.php schönen zweiten Advent

  2. Hallo,
    danke für die tolle aufklärung. Dieser Jahr hab ich es verpasst, aber nächstes Jahr achte ich drauf. Echt toll geschrieben, freu mich auf neuen Inhalt.

    LG Gian von Der Ratgeber

  3. “ Ich eröffne somit am Montagabend in der Verfallswoche eine Long-Position im S&P500 oder im DAX.“

    Meinst du damit, du kaufst eine Option auf den S&P500 oder den Dax? Ginge das nicht auch mit einem ETF? (Oder lohnt sich das ohne Hebel nicht?)

    (Sorry für die Frage, bin totaler Anfänger)

    • Hallo Frank, danke für Deine Frage. Ich setzte auf steigende Aktien. Ob Du das mit ETF´s, CFD´s ,Futures oder Optionen umsetzt liegt bei Dir. Auch ohne Hebel ist die Strategie erfolgreich und Du begrenzt Dein Risiko. Gerade für Dich als Beginner wahrscheinlich besser ohne Hebel zu handeln. Viele Grüße und viel Erfolg bei Deiner persönlichen Reise durch die sehr spannenden Finanzmärkte.

      P.S. besuche gerne meinen Youtube-Kanal da erkläre ich sehr viel

  4. „Nach dem Verfall werden diese Absicherungen häufig geschlossen, weil die Terminkontrakte verfallen sind. Es kommt also ein zusätzliches Angebot an Futures auf den Markt und die Kurse bewegen sich nach dem großen Verfall häufig in die entgegengesetzte Richtung. Dieser Effekt lässt sich bei vielen Aktienmärkten beobachten und deswegen kommt es mit dem Hexensabbat häufiger zu einem Trendwechsel.“

    In der Tat. Man könnte sogar versuchen eine Strategie zu entwickeln, die nur zu diesen Tagen eine Art Stopkurs nachzieht um so Trends über lange Strecken mitzunehmen und nicht in Seitwärtsphasen aus dem Markt geschossen zu werden.

    Denkbar wäre es.

    Vielen Dank auf jeden Fall.

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