Heute schreibe ich einen kurzen Beitrag über die Performance und Risiken einfacher Trendfolge-Strategien. Dies ist der dritte und letzte Teil einer Beitragsserie, die sich mit den grundsätzlichen Ideen von Trendfolge-Ansätzen beschäftigt.
Teil 1 der Trendfolge-Serie enthält folgende Themen:
- Was ist ein Trendkonzept?
- Wie kann ein Trendkonzept Trader dabei unterstützen, sich vor existenzbedrohenden (Drawdown-) Risiken eines Bärenmarktes zu schützen?
Teil 2 der Trendfolge-Serie beschäftigt sich mit diesen Fragen:
- Warum ist eine Exit-Strategie so wichtig?
- Welchen Nutzen kann ein trendfolgender Ansatz in der alltäglichen Trading-Praxis in einem Bullenmarkt stiften?
- Kann Trendfolge einem Trader dabei helfen, irrationales Verhalten abzustellen?
Der heute folgende Teil 3 der Serie geht diesen Fragen nach:
- Wie sehen konkrete Beispiele für einfache Trendfolge-Strategien aus und wie ist deren Performance?
- Welchen Risiken gehen mit der Nutzung von Trendfolge-Strategien einher und wie können Trader auf diese Risiken reagieren?
Performance einfacher Trendfolge-Strategien (Backtest)
Ich stelle heute drei sehr einfache Strategien zur Trendfolge vor. Alle Strategien basieren im Kern auf der Idee, dass die Entwicklung des durchschnittlichen Kurses eine Aussage in Bezug auf den Trend des Marktes zulässt. Ich habe mich bewusst für einfache Strategien entschieden, da ich mit diesen leicht verständlichen Beispielen die Idee der Trendfolge vermitteln möchte.
Wer Ansatzpunkte für eine Erweiterung der Konzepte sucht, kann beispielsweise in Teil 1 (siehe oben) der Beitragsserie vorbei schauen. Dort habe ich bei der Definition eines Trendfolgekonzepts kurz einzelne Ideen zur Erweiterung solcher Strategien dargestellt.
Ausgestaltung der Trendfolge-Strategien
Die Tabelle zeigt, wie die einzelnen Systeme im Backtest arbeiten. Vorweg ist zu erwähnen, dass die Systeme keine Short-Positionen aufbauen (d.h. die Systeme sind long investiert oder neutral, aber niemals short). Außerdem habe ich keine Transaktionskosten berücksichtigt.
Rendite der Trendfolge-Konzepte
Die nachfolgende Grafik zeigt die Rendite der vier Systeme, wobei alle Systeme auf den DAX angewandt wurden. Die Entwicklung des DAX selbst ist ebenso ersichtlich (in grau).
Maximum Drawdown beim Folgen des Trends
Bereits die oben gezeigte Grafik lässt die Schlussfolgerung zu, dass die Trendfolge-Strategien insbesondere in mittel- bis langfristigen Abwärtsmärkten ihre Stärken ausspielen.
Um diesen Effekt optisch noch etwas greifbarer zu machen, zeige ich in der folgenden Grafik den jeweils höchsten aufgetretenen Verlust (max. Drawdown) der verschiedenen Strategien. Es ist gut zusehen, dass die vier Strategien relativ ähnlich abschneiden. Alle Strategien hätten des DAX hinsichtlich dieser Risikokennziffer deutlich hinter sich gelassen (obwohl es sich um recht einfache Strategien handelt).
Meiner Meinung nach sind folgende Punkte die wichtigsten Ergebnisse des durchgeführten Backtests:
- In Abwärtsphasen konnten die Handelssystem regelmäßig eine massive Outperformance realisieren. Trotz unterschiedlicher Parameter waren durchweg alle (!) Strategien in der Lage, den maximum Drawdown deutlich zu reduzieren. Dies bestätigt die in Teil 1 (siehe oben) der Beitragsserie beschriebenen Beobachtungen.
- In Aufwärtsphasen erzielten die auf Trendfolge basierenden Handelssysteme oftmals eine niedrigere Rendite als der Basiswert (hier der DAX).
- Insgesamt scheinen Trendfolger in der Lage zu sein, trotz einer Reduzierung des Risikos ähnliche (oder sogar höhere) Renditen zu realisieren (der Backtest erlaubt zumindest diese Vermutung)
Wer das Risiko reduzieren möchte, muss häufig Abstriche bei der erwarteten Rendite machen. Dies scheint hier jedoch nicht zwingend der Fall zu sein, da die Systeme auch erstaunlich hohe Renditen erzielt hätten. Meiner Meinung nach biete Trendfolge-Strategien daher Ansatzpunkte, um das Chance-Risiko-Verhältnis zu optimieren.
Darüber hinaus eröffnen sich für Trendfolger weitere Vorteile. Zum Beispiel müssen langfristige Trendfolger nur wenige Transaktionen tätigen. Es entstehen kaum nennenswerte Transaktionskosten und der zeitliche Aufwand zur Umsetzung der Strategien ist gering. Langfristige Trendfolgekonzepte eignen sich daher hervorragend für nebenberuflich tätige Privatinvestoren.
Außerdem sind die notwendigen Indikatoren / Berechnungen in diversen (oftmals kostenlosen) Charting-Anwendungen integriert. Die Anwendung fällt ist daher oftmals leicht (das gilt selbst für einige relativ anspruchsvolle Trendfolgesysteme).
Risiken bei Nutzung von Trendfolge-Indikatoren
Jeder Trader, der eine Outperformance gegenüber einem Basiswert (z.B. DAX) erreichen möchte, muss hierfür von einem Buy-&-Hold-Ansatz abweichen. Dies eröffnet Chancen, aber ebenso neue Risiken. Insbesondere könnten volatile (d.h. stark schwankende) Seitwärtsmärkte (oder je nach Gestaltung des Trendkonzepts auch Auf- oder Abwärtsmärkte mit hoher Volatilität) dazu führen, dass Trendfolger mehrfach ungünstig ausgestoppt werden. Viele kleinere Verluste können sich schnell zu einem sehr großen Verlust anhäufen.
Der Backtest zeigt zwar, dass Trendfolger beim DAX in der Vergangenheit (selbst bei Nutzung sehr einfacher Indikatoren sowie unterschiedlicher Parameter) relativ erfolgreich gewesen wären. Selbstverständlich könnte sich das Verhalten des DAX (z.B. die Volatilität des DAX) in Zukunft aber ändern. Die oben gezeigten Ergebnisse sind somit nur beding auf die Zukunft übertragbar.
Darüber hinaus ergeben sich weitere Risiken, wie zum Beispiel die Tatsache, dass viele Transaktionen (je nachdem wie viele Signale das System erzeugt) auch hohe Transaktionskosten verursachen können (ganz abgesehen von dem zeitlichen Aufwand, der mit der Umsetzung der Transaktionen verbunden ist). Letztendlich besteht (wie bei jedem Aktien-Investment) das Risiko des Verlustes des gesamten eingesetzten Kapitals.
Reaktion auf die Trendfolge-Risiken
Ich persönlich versuche mit Hilfe folgender Ansätze meine Risiken zu reduzieren:
- Ich handle verschiedene Basiswerte (z.B. verschiedene Aktienindizes) sowie verschiedene Märkte (z.B. Aktien, Rohstoffe). So bin ich unabhängig von der Entwicklung einzelner Märkte.
- Meiner Meinung macht es Sinn ergänzend zur Definition der Trendrichtung auch Indikatoren zur Messung der Schwungkraft des Trends zu verwenden. Diese sollen einen Trendwechsel möglichst frühzeitig erkennen.
- Trader sollten prüfen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ihr System sehr viele direkt aufeinanderfolgende Signale produziert (allein schon aufgrund der Transaktionskosten) und ob die Anzahl an Signalen zum ursprünglich favorisierten Zeithorizont passen. Es gibt verschiedene Vorgehensweisen, um die Anzahl an Signalen zu reduzieren. Ein einfaches Beispiel hierfür ist eine „Pufferzone“ rund um den Durchschnittskurs, die überwunden werden muss, damit ein neues Signal generiert wird.
- Abschließend bleibt zu sagen, dass die Trendfolge nur ein Baustein meiner Strategie an der Börse ist. Für mich persönlich ist es zwar der wichtigste Baustein, doch letztendlich würde ich mich nie auf ein einzelnes Konzept verlassen. So habe ich bei der frühzeitigen Identifikation möglicher Rückschläge am Markt oder hinsichtlich kraftraubender Seitwärtsmärkte habe ich gute Erfahrungen mit Marktbreite-Indikatoren gemacht. Diese lieferten z.B. 2007 sowie 2015 wichtige Warnsignale. Darüber hinaus nutze ich weitere Analysen wie z.B. langfristige Sentiment-Entwicklungen und Intermarket-Studien.
Ich persönlich glaube, dass Trendfolgekonzepte dabei helfen können, Marktphasen mit höheren Risiken zu identifizieren und so dem Trader einen Mehrwert bieten. Letztendlich kennt aber niemand die Zukunft – ich rate Ihnen daher, sich umfassend über mögliche Trading-Strategien zu informieren und schlussendlich eigene Entscheidungen zu treffen, die auch zu Ihrem persönlichen Anlagestil (z.B. Zeithorizont, Risikogehalt, usw.) passen.
Damit geht meine Beitragsserie zu Ende. Ich hoffe, dass Ihnen die Serie und speziell mein heutiger Beitrag über die Performance und Risiken einfacher Trendfolge-Strategien gefallen haben. Bis zum nächsten Mal sagt
Christian F. Hardt.
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