Volume Profile Analyse als Teil der Chart Analyse wird hier näher vorgestellt. Schauen Sie Stefan Völk über die Schulter bei diesem Einstieg in das komplexe Thema.
Arten der Chart Analyse
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten der Chart Analyse. Eine davon möchte ich dir in diesem Beitrag vorstellen – die Volume Profile Analyse. Ich selbst handle seit 4 Jahren ausschließlich nach dem Volume Profile (VP). Ich möchte hier keinesfalls propagieren, dass das VP der heilige Gral im Trading Universum ist. Glaub mir, ich habe zu Beginn ziemlich lange danach gesucht und bin, wie so viele andere, zum ernüchternden Ergebnis gekommen: einen „heiligen Gral“ gibt es nicht. Alles hat seine Vor- und Nachteile. So auch das Volume Profile. Dennoch überwiegen für mich klar die Vorteile und das Volumen Profil hat sich zu meiner favorisierten Analysemethode entwickelt.
Ihren Anfang hatte diese Strategie bereits vor über 200 Jahren. Damals lasen die Assistentinnen der Börsenmakler die Informationen vom Tickerband – wie viel zu welchem Preis gekauft bzw. verkauft wurde. Genau diese Information gibt uns auch das Volumen Profil.
Das VP zeigt, zu welchem Preisniveau die Kontraktanzahl X umgesetzt und welcher Preis damit am meisten gehandelt wurde.
Darstellung vom Volume Profile
Das Volumen wird auf der Y-Achse dargestellt, da es mit dem Preis zusammen hängt. Gleichzeitig sieht man an der X-Achse, wie viel Kontrakte in einer bestimmten Handelsperiode umgesetzt worden sind und sieht damit, wie aktiv die Käufer und Verkäufer in dieser Zeit waren.
Begriffe der Volume Profile Analyse
Es gibt einige spezielle Begriffe, die man im Zusammenhang mit dem VP kennen sollte:
Value Area:
In diesem Bereich wurden 68,27 % des Volumens der betrachteten Zeitperiode erzeugt.
Value Area High & Low:
2. und 3. Standardabweichung.
POC = Point of Control:
Preispunkt, an dem das meiste Volumen umgesetzt worden ist.
Low Volume Node:
Preispunkt mit dem geringsten Umsatz, hier will sich der Preis nicht aufhalten. Er geht entweder schnell durch oder wird abgelehnt (nach dem Auktionsprinzip).
Wissen über die Verteilung
Wer das VP in seiner Gänze verstehen möchte, kommt nicht umher ein Werkzeug der quantitativen Wahrscheinlichkeitsverteilung zu kennen: die Gaußsche Normalverteilung. Auch Gaußkurve genannt. Die Gaußkurve zeigt, dass Abweichungen von einem Mittelwert (μ genannt) unwahrscheinlicher werden, je weiter sie sich von diesem Mittelwert entfernen. Sie findet bei den meisten technischen, wirtschaftlichen und naturwissenschaftlichen Zusammenhängen Anwendung. Die Häufigkeitsverteilung von Ereignissen entspricht damit einer symmetrischen Glockenkurve:
Um die Zusammenhänge zu verdeutlichen, betrachten wir einen Dartspieler, der das Bull’s Eye treffen möchte.
Analogie zum Dart
μ entspricht „Der Dartspieler trifft das Bull’s Eye“. Je schlechter er ist, desto weiter weicht er von dem Mittelwert μ ab. Nehmen wir an die Dartscheibe hat einen Durchmesser von 20 cm. Die Wahrscheinlichkeit, dass er nach außen hin abweicht, nimmt gemäß der Glockenkurve ab. In 68,27 % der Fälle weicht der Wurf des Dartspieler höchstens um 13,7 cm (= 68,3 % von 20 cm) vom Bull’s Eye ab. Dass er die 5,4 cm außen trifft, kommt nur mit 27,18 % Wahrscheinlichkeit vor. Das entspricht der ersten Standardabweichung. Die letzten 0,9 cm trifft er sogar nur mit 4,28 % Wahrscheinlichkeit. Was wiederum der zweiten Standardabweichung entspricht.
Damit lässt sich abschätzen, in welchen Mustern sich zufällig Ereignisse bewegen. Und hier wird es interessant. Aufs Trading übertragen bedeutet das, dass sich die Märkte in 68,27 % der Zeit in Ranges bewegen. Diese Erkenntnis wurde mehrfach wissenschaftlich in Studien belegt. Die restlichen ∼ 30 % sind gekennzeichnet durch Ausbrüche. So entsteht die sogenannte Value Area im Volume Profile. In diesem Bereich wurden 68,27 % des gehandelten Volumens erzeugt. Die Value Area Low und High entspricht der 2. und 3. Standardabweichung der Gaußkurve, also dem unwahrscheinlicheren Fall des Ausbruchs nach oben oder nach unten.
Mit diesem Basiswissen kann man sich Gedanken machen, wie man das Ganze für seine Handelsstrategie nutzen kann. Ich für meinen Teil kann sagen, dass es bei weitem nicht der heilige Gral ist, doch ist es für mich eines der besten Analysewerkzeuge, die es gibt. Im Volume Profile sind bereits alle relevanten Informationen eingepreist, die man benötigt, um profitabel zu handeln – Preis und Zeit mit dem dazugehörigen Volumen.
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Dein Stefan Völk
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