Aktuell überschlagen sich die Ereignisse rund um den Globus. Düstere Szenarien reichen sich die Hand und könnten fast nicht schlimmer sein. Ob es nun Prognosen zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit oder dem Einbruch des BIPs sind – aktuell scheint sich die Welt rasend schnell zu verändern. Doch was ist dran an den Prognosen und wie schlimm kann es werden. In diesem Text erfahren Sie meine Sicht auf die nächsten Monate.
In den letzten Tagen sind Anleger zunehmend verunsichert. Dieser Umstand ist mehr als verständlich, denn die Märkte spielen verrückt und das Coronavirus stellt alle Regeln des Jahres 2019 auf den Kopf. Aus diesem Grund braucht jeder Anleger einen kühlen Kopf und eine Vorstellung von der aktuellen Zeit und der Zeit nach Corona. Starten wir mit den Preisen und der durch die Zentralbanken herbeigesehnten Inflation.
Inflation oder Deflation?
Wir befinden uns in einem Schock! Die Öl-Preise fallen deutlich, Energie wird billiger und die Bürger sind verunsichert. Die Voraussetzungen sind die perfekte Mixtur für fallende Preise auf breiter Front. Wir befinden uns direkt in einem deflationären Schockzustand, der allerdings nur kurz sein dürfte.
Denn anders als in Nachfrage induzierten Preisschocks, die man durchaus mit Mitteln einer Notenbank bekämpfen kann, handelt es sich dieses Mal um eine Kombination aus Nachfrage- und Angebotsschock. Dieses Problem gab es in der Konsum übersättigten Gesellschaft schon lange nicht mehr. Doch ein Zustand in dem Fabriken geschlossen und Lieferketten zusammenbrechen ist eine absolute Ausnahmesituation.
Und genau diese Ausnahmesituation dürfte viele Produkte des täglichen Einkaufs in den nächsten Monaten deutlich verteuern. Die Rufe nach dem Staat werden im Zuge dessen lauter werden und da wir bereits seit Jahren als Antwort auf all diese Rufe nur ein Mittel kennen, werden die Regierungen Konjunkturprogramme und die Zentralbanken neue Geldspritzen verabreichen. Allerdings kann man ein fehlendes Angebot und steigende Preise in der Produktion nicht mit „mehr Geld“ bekämpfen. Der Zusammenbruch der Lieferketten und die – hoffentlich nur kurzfristige – Stilllegung viele Produktionsunternehmen würde auf eine noch größere Geldmenge treffen. Die Inflation wäre vorprogrammiert. Wie schlimm diese wird, hängt dabei vor allem von einem Umstand ab:
Wie viele Unternehmen müssen im Zuge der aktuellen Krise in die Insolvenz gehen?
Je weniger es am Ende sind, desto niedriger wird die Inflation sein. Den Zusammenhang stellte ich bereits vor einiger Zeit dar. Bei Interesse reicht ein Klick auf den folgenden Link:
Inflation? Deflation? Konfusion!
Zinsentwicklung
Das Umfeld, in dem wir uns derzeit befinden spricht stark für eine kommende Stagflation.
Was ist Stagflation
Das Wort Stagflation setzt sich aus zwei Begriffen der Volkswirtschaftslehre zusammen. Dabei werden die Wörter Inflation und Stagnation miteinander verbunden. Dementsprechend bezeichnet dieser Zustand eine Situation, in der ein Preisanstieg von wirtschaftlichem Stillstand begleiten wird.
Stagflation – Entstehung und Auswirkung
In einer solchen Phase gibt es kaum Gewinner an den Kapitalmärkten. Und Anleihen sind ganz besonders bedroht. Immerhin sind Anleihen tendenziell von einer Pleite des Emittenten bedroht und haben zusätzlich die Eigenschaft, dass sie im Kurs fallen, wenn das Zinsniveau steigt. Und genau das Zinsniveau ist es, welches nun eines der wichtigsten Elemente der nächsten Jahre sein wird. Die künstliche Nachfrage der Zentralbanken, die das Zinsniveau auch von langlaufenden Anleihen deutlich unter Null drückte, ist eine andauernde Erhöhung der Geldmenge.
Doch vor allem in einer ansteigenden Inflation werden früher oder später die Rufe nach einer abgeänderten Politik der Zentralbanken lauter werden. Denn ein dauerhaft tiefes Zinsniveau und fortgeführte Käufe der Zentralbanken würden die Inflationstendenz immer weiter anfachen. Daher kann man aktuell davon ausgehen, dass das Zinsniveau zwar noch einige Zeit künstlich tief gehalten werden kann, allerdings könnten deutlich höhere Zinssätze in den nächsten Monaten und Jahren auftauchen und so andere „Wahrheiten“ der vergangenen Jahre infrage stellen.
Immobilienmärkte
Sind Immobilien wirklich ein gutes Investment in den kommenden Zeiten? Diese Frage lässt sich wirklich nur sehr schwer beantworten und ist von vielen Faktoren abhängig. Da wäre zum Beispiel, das immer wieder diskutierte und in der Geschichte auch schon genutzte Element der Zwangshypothek.
In wirklich schlechten Zeiten kommt es regelmäßig zu Maßnahmen durch Staaten, um die eigenen Finanzen zu stabilisieren. Für die Besitzer von Vermögen bedeuten diese Jahre oftmals sehr schmerzhafte Einschnitte in die Souveränität ihres Vermögens. Neben Steuererhöhungen, Kapitalverkehrskontrollen oder auch dem viel gefürchteten Goldverbot gehören auch Zwangshypotheken zu diesen Maßnahmen. Und auch in Deutschland wurden diese Zwangshypotheken bereits mehrfach in den letzten 100 Jahren als Mittel zur Aufbesserung der staatlichen Finanzen genutzt. Dabei wirken Zwangshypotheken des Staates oftmals wie eine Art Steuer.
Was sind staatliche Zwangshypotheken
Eine Zwangshypothek wirkt also wie eine Art Steuer. Und eine mögliche Steuer macht es sehr schwer den Ertragswert eine Immobilie in wirklich schwierigen Zeiten zu beurteilen. Doch selbst wenn die Maßnahme einer Zwangshypothek nicht auf uns zukommen sollte, so bleibt weiterhin die latente Gefahr eines Zinsanstieges bestehen. Und ein Zinsanstieg ist, wie oben bereits thematisiert, nicht unwahrscheinlich.
Anders als viele Zeitungen und Zeitschriften es oftmals darstellen, ist eine inflationäre Phase für Immobilienpreise keine gute Marktbedingung. Vor allem zum Beginn einer Inflation knicken die Preise für Immobilien oftmals ein. Das liegt zum einen an der geringeren Möglichkeit der Mieter die vereinbarte Miete zu zahlen. Zum anderen liegt es aber auch an der gesunkenen Möglichkeit eine Immobilie zu erwerben. Ein steigendes Zinsniveau verteuert die Rate, die ein Käufer für eine Immobilie aufbringen muss. Den Zusammenhang können Sie hier nachlesen:
Immobilie als Inflationsschutz?
Was machen Aktien in den nächsten Monaten?
Während der Gesamtmarkt wohl weiterhin vor eher schwierigen Zeiten stehen dürfte, könnten einzelne Bereiche des Aktienmarktes die aktuellen Turbulenzen gut überstehen. Ob nun Pharmawerte oder Telekommunikation – es wird am Ende Branchen geben, die diesen Sturm besser überstehen könnten als andere. Selbst echte Krisengewinner kann es geben. So diskutieren die User unseres Trading-Chats (hier geht es zur Chat-Anmeldung) täglich mögliche Gewinner an den Märkten.
Aktien? Ja unbedingt, doch bitte die richtigen!
Doch Aktien als komplette Anlageklasse sind vor allem in einer möglichen Stagflation in der Summe kaum in der Lage einen Vermögensschutz zu bieten. Diese These führt uns nun zu den vermeintlichen Gewinnern von stürmischen Zeiten – dem Gold.
Gold in den kommenden Monaten
Meine Arbeitsthese zum Gold ist bereits 4 Wochen alt. So schrieb ich bereits Ende Februar im Trading-Chat, dass der Goldpreis eher fallen sollte. Spätestens mit dem Absturz der Aktienmärkte verstärkte ich meine Aussage und sollte gegenüber der breiten Meinung recht bekommen. Was war passiert?
Auch Gold ist eine Anlageklasse von vielen. Und auch Gold schmückt viele Portfolios als stabilisierendes Element. Doch warum verkaufen Investoren und Fonds Gold genau jetzt? Die Frage lässt sich leicht beantworten. Denn in einer Welt mit Kredithebel selbst in den Geldanlagen kann man die wirklichen Vorteile einer Anlageklasse wie Gold nicht ausnutzen. Ein Kursrutsch wie den, den wir in den letzten Tagen sahen, stellt Modelle auf den Kopf und zwingt viele Marktteilnehmer zu radikalen Schritten. Daher gilt grundsätzlich: Je höher der Kredithebel und je breiter die Portfolios der Hedgefonds und Assetmanager aufgestellt sind, desto eher leiden alle Anlageklassen, wenn es eine echte Marktverwerfung gibt. Doch ist Gold damit eine schlechte Idee für die kommenden Monate?
Gold ist und bleibt eine ultimative Versicherung für Menschen. Seit Jahrtausenden ist Gold ein Symbol von Macht und Reichtum. Und ebenfalls so lange war Gold das wahre Geld. Damit ist noch lange nicht sicher, dass der Goldpreis steigt. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit in Zeiten der kommenden Krisenbewältigung durch die neue Ausgabe von Geld recht hoch. Nun sollte man als Anleger nicht sein gesamtes Vermögen in Gold umschichten. Denn auch ein Goldverbot oder Goldfestpreis wäre in den nächsten Jahren denkbar. Aus diesem Grund kann man abschließend vor allem eines sagen:
Fazit
Es wird kaum Anlageklassen geben, mit denen man „nichts falsch machen kann“. In einer echten Krise die evtl. als Stagflation daher kommen sollte, kann man kaum wirklich gewinnen. Aber darum geht es am Ende auch nicht. Es geht vor allem darum Vermögen als relativ zu verstehen. Denn wenn man Vermögen als „relativ“ versteht dann weiß man, dass man weiterhin durch gute Streuung der Assets eine Menge erreichen kann. Dabei ist es egal, ob eine Krise durch einen Virus aus dem Nichts kommt, oder andere externe Schocks der Auslösen sind. Denn wenn „mein Nachbar“ am Ende 50 oder 60 % weniger Vermögen besitzt und ich habe „nur“ 30 % verloren, dann bin ich relativ vermögender als mein Nachbar geworden.
Aus diesem Grund sollte man sich immer wieder vor die Augen führen: Nicht Aktien, Anleihen, Immobilien, Wald, Grundstücke oder Gold sind „die Lösung“. Eine Kombination aus möglichst vielen sinnvollen Anlageklassen schützt optimal. Dabei ist es kaum relevant ob und wann eine Inflation einsetzen würde. Am Ende zählt nur, dass man optimal auf alle möglichen Auswirkungen vorbereitet ist. Und das Zauberwort heißt dazu: Diversifikation!