Das liebe Geld, ein Objekt um das ein sehr großes Aufsehen gemacht wird. Vollkommen zurecht, denn es ist sozusagen der Mittelsmann im wirtschaftlichen Austausch. Doch wann wurden sich die ersten ernsthaften Gedanken um den Charakter des Geldes gemacht? Hierzu möchte ich Sie heute zu einer kleinen Exkursion einladen.
Die Anfänge der Münzen als Zahlungsmittel
Schon lange sind Münzen als Zahlungsmittel im Umlauf. Ihre Geschichte reicht bis in das Altertum zurück. Um genau zu sein, die ersten Spuren der Münzprägung lassen sich bis zum Königreich Lydien zurückverfolgen. Lydien erstreckte sich den Vermutungen nach über große Teile von Asia Minor, auch als Kleinasien bekannt. Hier soll es um die Zeitenwende des 7. zum 6. Jahrhundert zur ersten Münzprägung, unter dem König Alyattes, dem Vater des berühmten Kroisos gekommen sein.
Herodot schrieb dazu:
Sie sind die ersten Menschen, von denen wir wissen, dass sie Münzen aus Gold und Silber geprägt und verwendet haben.
Anfang der Geldtheorie
Durch zunehmende und weite Verbreitung der Münzen als Zahlungsmittel, kam es dann auch zu einer ersten systematischen Geldtheorie. Kein anderer als Aristoteles selbst untersuchte die Bedeutung des Geldes als erstes. Jedenfalls sind von ihm die ersten schriftlichen Zeugnisse darüber überliefert.
In seiner Nikomachischen Ethik schreibt er dazu:
Der Freigebige braucht Geld, um freigebig zu handeln, und der Gerechte braucht es, um Empfangenes zu vergelten […]. […] und wenn es das nicht gäbe, so gäbe es keinen Austausch von Leistungen, durch den doch die Gesellschaft zusammenbleibt. […] Dazu ist das Geld bestimmt und es ist sozusagen eine Mitte. Denn es misst alles, also auch das Übermaß und den Mangel […]; wäre das nicht möglich, so gäbe es weder Tausch noch Gemeinschaft.
Insgesamt hatte Aristoteles schon damals die drei Geldfunktionen in seinem Werk Nikomachische Ethik beschrieben.
Geld ist
- Tausch- und Zahlungsmittel
- dient der Wertaufbewahrung
- man misst in ihm Dinge, z.B. das eigene Vermögen, etc.
Anmerkung: Punkt 2 und 3 sind heute nur noch begrenzt gegeben, wie ich es schon im Artikel „Alles hat einen Preis, …“ dargelegt habe.
Durch seine etymologische Sichtweise leitete er den Begriff Nomisma von Nomos ab und folgerte dadurch, dass Geld nicht von Natur aus besteht, sondern durch Gesetz bestimmt wird. Ähnliche Sichtweisen finden sich auch in späteren Arbeiten von David Ricardo und John Lock wieder.
Demgegenüber stand Nicolas Oresme, der im Jahr 1358 n.Chr. in seinen Tractatus de mutatione monetarum (Abhandlung über die Geldwertveränderung) folgendes geschrieben hat.
Wenn also jemand sein Brot oder die Arbeit seines ausschließlich gehörigen Körpers für Geld gibt, so ist es sein, sobald er es erhalten hat, genauso wie das Brot oder die körperliche Arbeit, die zu seiner freien Verfügung standen, vorausgesetzt er ist kein Sklave.
Damit trat Nicolas Oresme der willkürlichen Geldwertveränderung entgegen, denn es war im Altertum, der Zeitenwende um Christi Geburt und danach üblich, dass der Wert des Geldes willkürlich durch den Herrscher bestimmt wurde. Die Herrscher, Despoten und Könige der damaligen Zeit sahen die Münzen, selbst jene die sich im Umlauf befanden, als ihr eigenes Eigentum an, über welches sie frei verfügen konnten.
Dieses kritisierte Nicolas Oresme, denn er sah die Münzen als alleiniges Eigentum der Menschen an, die dafür ihre Arbeit oder Güter eingetauscht hatten.
Sie sehen, schon damals gab es ein ringen um den Geldwert. Die schleichende Entwertung von den sich im Umlauf befindlichen Münzen ist im Prinzip nichts anderes, als dass, was wir heute als Inflation bezeichnen. Jedoch ist diese in einem auf Wachstum ausgelegten Modell wie dem unsrigen unumgänglich, damit das Finanzsystem selbst stabil bleibt.
Auch die Bedeutung des Geldes für die Gesellschaft wurde schon von Aristoteles erkannt und hervorgehoben. Es ist ein Punkt der auch von Dr. Duisenberg bei seiner Aachener Rede besondere Betonung fand.
Ein Gesellschaftsvertrag
Was ist Geld? Wirtschaftswissenschaftler wissen, dass Geld durch die Funktionen definiert ist, die es erfüllt: als Tauschmittel, als Recheneinheit und als Wertaufbewahrungsmittel. Ebenso wichtig ist jedoch, dass Geld auch durch die Gemeinschaft definiert wird, für die es diese Funktionen erfüllt. Weil es ein wirtschaftliches Instrument für jeden seiner Benutzer ist, stellt es auch ein politisches und kulturelles Band zwischen ihnen allen dar. Betrachten wir folgende simple Tatsache: Wir sind jeden Tag bereit, Güter, Dienstleistungen und unsere Arbeit für etwas einzutauschen, das an sich keinen Wert hat. Dies tun wir nur, weil wir daran glauben, dass wir dieses Geld bei anderen wieder für mehr Güter oder Dienstleistungen eintauschen können. Diese Tatsache sagt viel darüber aus, welches Vertrauen wir in das Geld selbst setzen. Noch viel mehr sagt sie darüber aus, welches Vertrauen wir zueinander haben. Geld verkörpert also im Kern einen Gesellschaftsvertrag.
Rede von Dr. Willem Frederik Duisenberg – Quelle: https://www.karlspreis.de/de/preistraeger/der-euro-2002/rede-von-dr-willem-frederik-duisenberg
Ein Grund warum die aktuellen Äußerungen zu Themen wie Modern Monetary Theory, Negativen Zinsen und dergleichen einen aufhorchen lassen sollten. Mögliche unbeabsichtigte Konsequenzen hatte ich im Artikel „IWF, Negativzinsen & Unbeabsichtigte Konsequenzen“ schon einmal aufgezeigt und möchte sie hier nicht wiederholen.
Hier endet nun auch die kleine Exkursion zu den Anfängen der Geldtheorie. Ich hoffe Sie hat Ihnen gefallen und vielleicht ist sie Ihnen auch dabei behilflich die Geschichte des Geldes besser zu verstehen.
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