Trading-Treff

To the Moon? Retailer versus Wallstreet

Wenn Du denkst, da geht nichts mehr, kommt doch glatt ein Hoodie her und grillt professionelle Shortseller, dass denen die Spucke wegbleibt. Was in den letzten Tagen in einigen Aktien dank der „Crowd“ von Reddit’s Wallstreetbets geschehen ist, wird nicht ohne unangenehme Nebenwirkungen bleiben. Dies analysiere ich gerne näher.

Das Thema wallstreetbets

Um diesen Account handelt es sich:

Screenshot wbs Profil
Screenshot wbs Profil

Da hat doch eine Horde Putzerfische an den Haien und Walen geknabbert und es gab unter der Woche etwas Flossensuppe bei Melvin. Der Witz dabei, eben dieser Hedgefund musste durch Finanzspritzen der Kollegen wie Citadel und Point72 i.H.v. 2,75 Mrd. USD gepampert werden. Citadel LLC ist 35 Mrd. USD dick und beschäftigt 1.400 Mitarbeiter. Das Schwesterunternehmen Citadel Securities ist bei Robinhood kein Unbekannter, sorgt es durch für regelmäßige Einnahmen bei Robinhood dank Verkauf des Orderflows an Citadel. Die aktuellen Zahlen kann man sich auch hier zu Gemüte führen. Allein von April bis Juni letzten Jahres läpperte es sich auf gut 16 Mio USD allein von Citadel zusammen.

Im Blog stu2b50.dev wird auf die Chinese Wall zwischen den Firmen hingewiesen. Ja sicher… Es gibt keinerlei Interessenkollisionen.

Nun wird in der derzeit hysterisch aufgeladenen Situation mal gern schwarz und weiß gemalt, ohne Zwischentöne, bis in höchste politische Kreise der USA. Der Run auf Gamestop, Koss u.a. brachte die Systeme der Broker wie Robinhood, Charles Schwab, TD Ameritrade etc. ans Limit, so dass auch zeitweise der Stecker gezogen wurde. Kunden von Trade Republic in Deutschland konnten ein ähnliches Lied singen.

Screenshot Jandaya zu Robinhood

Welche Auswirkungen hatten die Ereignisse auf Robinhood und Trade Republic?

Kurz und knapp, Robinhood kam in erhebliche Schieflage und musste sich mal fix 1 Mrd. USD beschaffen, um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können und beschränkte die Anzahl der handelbaren Aktien für die Hoodies auf bis zu 1 Aktie. In dem Kommentar auf zerohedge heißt es u.a.

The company also disclosed that no fractional shares can be bought going forward as „fractional shares are currently position closing only for all of the securities listed in the table above. This means you can sell and close your fractional positions, but you can’t open new fractional positions. However, you can still open new whole share positions according to the limits listed above.“

Why is this happening? The most likely reason is that between DTC, clearinghouses and other regulatory entities, Robinhood was found to be in another capital deficiency position – even with the billions raised overnight – and it is being forced to delever.

This likely means that Robinhood is as of this moment, scrambling to obtain even more capital, although we somehow doubt it will be just as easy to „take from the rich“ as it was late last night especially since the client exodus is surely accelerating.

It also means that we may have to have another „Lehman Weekend“ situation on our hands, only this time it will be a „Robinhood Weekend“, and an urgent acquisition from a strategic buyer may be required to prevent the worst case outcome. We only hope that the billions in funds held in custody for clients is segregated should the company collapse (pinging Jon Corzine here).

In any case, expect a lot of Robinhood related news over the weekend.

https://www.zerohedge.com/markets/robinhood-caps-maximum-holdings-36-stocks-just-one-share

Was Trade Republic betrifft – LS Exchange war offenbar auch betroffen, denn TR wies darauf hin, dass ausweichenderweise über Tradegate abgewickelt wird. Dazu flogen dann noch diverse Hinweise an die Nutzer ein…

Trade Republic
HALLO MICHAEL,

inmitten der derzeit hohen Volatilität an den Kapitalmärkten wenden wir uns an Dich. Es ist aktuell wichtiger denn je, sich über die Zusammenhänge am Kapitalmarkt zu informieren. Im Folgenden informieren wir Dich kurz über die aktuelle Situation sowie kurzfristige Änderungen im Angebot von Trade Republic.

Keine weitere Annahme von Kauf-Orders für bestimmte Aktien

Wie Du unter Umständen mitbekommen hast, kommt es gerade zu vermehrten Käufen und extrem hoher Volatilität in normalerweise weniger liquiden Aktien. Wir bei Trade Republic glauben an die Märkte und ihre Kraft sich selbst zu regeln. In den letzten Tagen hat sich jedoch eine beispiellose Situation ergeben: Laut Presseberichten sind die Aktien GameStop Corp., AMC Entertainment Inc., BlackBerry Limited, Nokia Corp., Express Inc. sowie Bed Bath & Beyond Inc. anscheinend aktuell Gegenstand von heftigen, koordinierten Kursspekulationen. Wegen der damit verbundenen Risiken für Dich nehmen wir bis auf weiteres keine neuen Aufträge zum Kauf dieser Aktien an.

Risikohinweis für Kunden mit Positionen in diesen Aktien

Kunden, die die oben genannten Aktien erworben haben, möchten wir darauf hinweisen, dass der Kurs dieser Aktien sich schnell ändern kann bzw. rasch fallen könnte, dabei erhebliche Verluste entstehen könnten,

Verkaufsaufträge, einschließlich Stop-Loss-Orders, möglicherweise aufgrund eingeschränkter Liquidität im Markt oder eines plötzlichen Kursabfalls nicht oder nicht rechtzeitig ausgeführt werden können. Eine Stop-Loss-Order ist keine Garantie dafür, dass bei hoher Volatilität zu dem gesetzten Limit eine Transaktion zustande kommt, eine Ausführung von Kundenorders (Kauf oder Verkauf) wegen Aussetzung des Handels an der New Yorker Börse oder an anderen Handelsplätzen zeitweise nicht möglich sein kann, ein angebundener Handelsplatz aufgrund extremer Nachfrage möglicherweise Aufträge nicht mehr annimmt oder technisch nicht mehr ausführen kann.

Diese Zusammenhänge beziehen sich nicht auf Trade Republic speziell, sondern gelten marktübergreifend.

Verfügbarkeit des Handelssystems

Heute konnten viele Kunden von Trade Republic die App aufgrund von einer außerordentlichen Belastung der angebundenen Handelsplätze nicht in vollem Umfang nutzen. Es ist unser Ziel und Maßstab, Dir zu jeder Zeit die beste Verfügbarkeit und Qualität unserer Dienstleistung zur Verfügung zu stellen. Wir entschuldigen uns ausdrücklich bei Allen, die die App nicht wie gewohnt nutzen konnten. Wir arbeiten im Team mit Hochdruck an dem Ausbau von Kapazitäten, um den Service dauerhaft zu verbessern.

Es ist unsere Mission Millionen von Menschen einfachen, sicheren und provisionsfreien Zugang zum Kapitalmarkt zu ermöglichen. Aufklärung und sicheres Anlegen am Kapitalmarkt sind für uns wichtige Ziele. Wir stehen für verantwortungsbewusstes Handeln, weswegen wir hier über risikobehaftete Markt-Dynamiken wie diese informieren wollen.

Wir sehen uns in der App!

DEIN TRADE REPUBLIC TEAM

Was beiden Situationen gemein ist, es wurde eine Welle losgetreten, die für Feuer bei den Brokern sorgt. Der Hinweis für den Michel in Sachen Anlegerschutz ist ein Witz, denn eigentlich ging den Brokern der „““ auf Grundeis.

Dies sollte man also ernst nehmen und ist nicht mehr lustig.

Ein Kampf „Klein gegen Gross“?

Das Finanzsystem am wackeln, nur weil ein paar Retailer Shorties grillen? Das wäre sicher viel zu kurz gegriffen. Bezeichnenderweise springen gleich alle „Weltverbesserer“ auf den Zug auf und nutzen es für einen pauschalen Rundumschlag. Sammelklage gegen Robinhood, da den Kunden der Handel bestimmter Werte zeitweise versagt wurde. Hier wird ein konzertiertes Vorgehen der Wale gegen die Kleinen unterstellt. Das kann man mit Sicherheit nicht ausschließen, wäre auch logisch. Nicht der kleine Retailer auf Robinhood oder der Zocker bei wsb bestimmt die Regeln, sondern diejenigen mit den tiefen Taschen. Da nützt auch kein populistisches Palaver diverser politisch einflussreicher Personen.

Tweet Bernie Sanders

Fakt ist, die Kleinen haben es dank „Schwarmintelligenz“ in die Schlagzeilen geschafft. Die Frage ist jedoch, wie nachhaltig wird dies sein und welche Folgen kommen auf die Kleinanleger in Zukunft zu.

Man sollte nie vergessen: Komme nie zu einer Schießerei mit einem Messer!

Verfolgt man die Diskussionen in den Boards und den genannten Plattformen, dann sieht man das Messer zwischen den Zähnen der Teilnehmer. Die Pumpguns sind aber auf der anderen Seite verteilt und das wird man wohl auch schnell zu spüren bekommen – Stichwort Regulierung.

Hier sei ein Blick auf folgenden Artikel gerichtet.

Dazu die deutsche Übersetzung:

Ich arbeite nicht auf dem Börsenparkett, aber ich bin ein Anwalt, der eine Vielzahl von Finanzinstitutionen betreut, darunter auch Broker/Dealer.

Dies ist nicht die aufregende, urkomische Antwort, die Sie wollen, aber eine Menge Leute hatten bis zu den letzten 48 Stunden keine Ahnung, dass es überhaupt passiert, und selbst jetzt ist es meist nur ein lustiger Nachrichtenartikel über einige Internet-Trolle, die eine Blase machen.

Für die Shorting-Community ist das eine große Sache, aber die anderen 99% der Finanzwelt interessiert das einen Scheiß.

So sehr sich die jungen Leute im Internet dies als einen epischen David-gegen-Goliath-Showdown zwischen Wall Street und Main Street für die Geschichtsbücher vorstellen, aus der Vogelperspektive ist es eigentlich nur ein kurzes Feuer im Müllcontainer, bei dem ein paar Hedgefonds ihr letztes Hemd verloren haben, als sie auf eine kleine Small-Cap-Aktie setzten. Es ist schon einmal passiert, und es wird wieder passieren.

In 6 Monaten wird sich niemand mehr daran erinnern oder sich darum kümmern, außer dass es (vielleicht) für Kleinanleger schwieriger wird, Optionen zu handeln.

Und das nicht, weil die gierigen Hedge-Fonds-Oligarchen die SEC dazu gezwungen haben, gegen Kleinanleger vorzugehen.

Sondern weil, wenn alles vorbei ist, ein schwarzes Loch dort sein wird, wo die meisten dieser Kleinanleger ihre Brokerage-Konten hatten, und die SEC und die Brokerage-Gemeinschaft dafür gegeißelt werden, dass sie versäumt haben, unbedarfte Anleger vor einer Blase zu schützen.

Ich habe die WSB-Threads beobachtet, und während die WSB-Veteranen wissen, dass sie einen Selbstmordversuch für die Memes machen, haben sie Tausende von naiven, neuen Investoren mitgebracht – die überwiegend denken, dass sie irgendwie an der Spitze herauskommen werden, ohne zu merken, dass sie Kanonenfutter für die versierteren WSB-Benutzer sind, die mit Gewinnen aussteigen.

Die Redditoren scheinen nie innezuhalten und darüber nachzudenken, warum die WSB-Typen so viel über den Derivatehandel wissen.

Oder warum sie zu wissen scheinen, wie man auf ein Bloomberg-Terminal zugreift und es ausliest.

Oder warum es dort so viele Nutzer gibt, die scheinbar Zehn- oder Hunderttausende von Dollars auf komplizierte Meme-Spiele fallen lassen können.

Woher glauben Sie, dass WSB wusste, dass GME für einen Short-Squeeze und ein Gamma-Squeeze-Spiel offen war?

Die Power-User von WSB sind jüngere Finanz-Bros. Es sind Investmentbanker und Portfoliomanager in den 30ern, die miteinander Meme austauschen und sich als „Autisten“ verkleiden.

Wenn Sie vor 48 Stunden nicht wussten, was ein Gamma-Squeeze ist, sind Sie deren Exit-Strategie und die Anzahlung für ihren nächsten Porsche.

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

Quelle: https://www.zerohedge.com/markets/caveat-emptor-are-you-wsb-useful-idiot

Auch den Hoodies und anderen Zockern hilft ein Blick in die Geschichte. Robin Hood nahm in der Legende zumindest kein glückliches Ende.

Screenshot wsb vom Wochenende

Ist GameStop ein Gamechanger?

Es stellt sich zumindest die Frage, wie kann es sein, das 140 % einer Aktie leerverkauft werden können… Hier wird es sicher neue Regularien geben, die einen Exzess dieser Art verhindern werden. Die massiven Auswirkungen der Shortsqueezes auf die technische und finanzielle Infrastruktur der Broker hat gezeigt, dass im Sinne des Systemerhaltes und der Vermeidung von Kettenreaktionen hier eingeschritten werden muss. Börse gleich Casino – das kann für einige wohl gelten, aber nicht für die Masse der Kapitalmarktteilnehmer. Hier geht es um Verlässlichkeit und Zuverlässigkeit des Handels, egal jetzt ob long oder short.

Sicher, die Zocker von Robinhood, wbs oder auch Trade Republic haben meine Sympathie. Einige wbs’ler sehen es auch als Rache für die Folgen der Finanzkrise und haben nicht vergessen, welche persönlichen Auswirkungen diese für ihre Familien hatten. Die aalglatten Hochbegabten der WallStreet wurden auf Kosten der Bevölkerung gerettet oder mit einem goldenen Handschlag verabschiedet, anstatt im Knast zu landen. Der Punkt ist nur der – Sozialromantik hat an der Börse nichts verloren. Wir leben im Kapitalismus. Daher sollten sie auch einen Schritt weiter denken. Was euphorisch als Traderrevolution gefeiert und beklatscht wird, kann sich dank strengerer regulatorischer Auflagen schnell zum Rohrkrepierer wandeln. Der Zugang zu den Finanzmärkten wird entweder direkt eingeschränkt, oder eben wie hier in Deutschland mit steuerlichen Klärgruben gespickt sein, die den Handel für Privatanleger unattraktiv werden lassen.

Sind Shortseller die Bösen?

Natürlich nicht, denn in den meisten Fällen sorgen sie in der wurmbefallenen Wirtschaft für Reinheit. Die Geier der Finanzwelt befreien die Gesunden vom Aas, um es einmal drastisch auszudrücken. Sie sind die Selbstreinigungskräfte der Finanzwelt. Diese Erkenntnis dürfte inzwischen auch bis zur Bafin durchgedrungen sein, dessen Chef inzwischen seinen Hut nehmen musste.

Sind die Methoden der Auseinandersetzung angemessen ?

Das kommt wohl darauf an, auf welcher Seite man steht…

Nicht akzeptabel ist zumindest folgende Situation. Da gibt es eine Finanzseite in Deutschland, betrieben von einem ehemaligen stellv. Chefredakteur von Börse Online und Journalist der FT Deutschland, deren Redaktion viel Arbeit und Mühe in die Datenauswertung zu deutschen Aktien gesteckt hat – Boersengefluester.de. Mit Gereon Kruse hatte ich vor 3 Jahren das Vergnügen, auf der WoT zu sprechen, damals im Rahmen des Ausstellerprogramms von ayondo. Ein wahrlich angenehmer und sachkundiger Zeitgenosse mit Herzblut für die Börse. Boersengefluester hat einen Scanner entwickelt, der nun erhöhte Aufmerksamkeit erfahren hat, nicht nur von Lesern auf der Suche nach Short Interest’s deutscher Aktien.

Diese Seite ist nun auch in den Fokus der Abwehrarmada gekommen – DDos Attacken

Screenshot FB Gereon Kruse

Woher diese Angriffe kommen – naja, einfach mal überlegen. Also Pippi Langstrumpf von TradeRepublic auf der Suche nach dem nächsten Squeeze war es bestimmt nicht.

Gab es auch Profiteure bei eToro oder nextmarkets?

Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte:

eToro Händler aus GB – 5.123 % mit GameStop u.a. Squeezewerten


Screenshot eToro

Paul Pleus auf nextmarkets:

Frühzeitig auf GameStop Short Squeeze gesetzt + 2.869 %

nextmarkets Curated Investing Paul Pleus

An dieser Stelle mal einen herzlichen Glückwunsch. Geile Performance. Ist dies wiederholbar? Vielleicht in 20 Jahren wieder…

Was sollte man aus den letzten Tagen lernen?

An dieser Stelle abschließend ein Statement von Jens Rabe, dem ich hier uneingeschränkt zustimmen kann. Denkt mal drüber nach – die Wahrheit liegt eben meist in der Mitte und schließlich wollen wir alle, dass auch noch in 20 Jahren über z.B. TradeRepublic, eToro u.a. gehandelt werden kann, ohne Schraubzwingen.

In diesem Sinne, reitet die Welle, solange sie trägt. Vergesst aber nicht, abzuspringen.

Allen Lesern noch schönes Wochenende und viel Erfolg im neuen Monat,

Ihr Michael Tomaschek

Die mobile Version verlassen