Im vergangenen Jahr hatte ich an dieser Stelle schon einmal über die Fehlannahmen der Ölindustrie und die damals angelaufenen Untersuchungen des New Yorker Generalstaatsanwalts Eric Schneiderman berichtet.
Exxon Mobile (XOM), das weltweit größte an einer Börse notierte Ölunternehmen, sieht harten Zeiten entgegen. Eric Schneiderman, der Generalstaatsanwalt von New York, hat eine Untersuchung eingeleitet, da der Verdacht besteht, dass XOM die Öffentlichkeit und seine Aktionäre über die Folgen des Klimawandels getäuscht hat. Die Untersuchung betrifft die Konzerneigenen Forschungsdaten auf dem Gebiet von 1970 an.
Diese Untersuchung wird wohl nur der Anfang sein, denn die Ölindustrie im Ganzen unterschätzt die Folgen des Klimawandels und den Kampf gegen diesen. Die Folgen für die Ölindustrie und die anderen Fossilen Energie Träger werden gravierend sein. Besonders die Bewertung ihrer Assets wird darunter leiden, was wohl zu dramatischen Wertverlusten führen wird.
Trotz der Gefahr, die von falschen Bewertungen, aufgrund von zu optimistischen Annahmen ausgeht, ist die Taktik der Industrie weiterhin den Kopf in den Sand zu stecken und die Veränderungen zu ignorieren. Sie macht einfach weiter wie bisher und geht von Business As Usual aus.
Dabei ist es nicht geblieben, mittlerweile ermittelt auch der Generalstaatsanwalt Kaliforniens Kamala Harris gegen ExxonMobil (XOM). Darüber hinaus forderten beide demokratischen Präsidentschaftskandidaten, dass das Justizministerium sich an den Ermittlungen beteiligen soll, denn der vorgebrachte Verdacht ist ungeheuerlich. In den Bundesstaaten Oregon und Washington laufen auf betreiben von MoveOn.org Petitionen, die als Ziel haben, dass auch dort Ermittlungen gegen XOM aufgenommen werden.
Der Verdacht erhärtet sich
Recherchen von Inside Climate News, The Los Angeles Times und der Columbia Journalism School ergaben, dass den Entscheidungsträger bei XOM seit den 80er Jahren alle wichtigen Details über den Klimawandel und dessen Ursachen vorlagen.
Im Jahr 1977 berichtete XOM´s Chefwissenschaftler dem Direktorium folgendes: „In the first place, there is general scientific agreement that the most likely manner in which mankind is influencing the global climate is through carbon dioxide release from burning of fossil fuels.“
Darauf folgend wurden durch XOM weitere Forschungen eingeleitet, die diese Annahme bestätigten. Anstatt dieses Wissen mit der Welt zu teilen und frühzeitig Schritte dagegen einzuleiten, wurden Think Tanks finanziert, die zur Aufgabe hatten, den Klimawandel und dessen Ursachen zu verschleiern und damit die Öffentlichkeit und die Investoren wissentlich falsch zu informieren.
Gleichzeitig wurde jedoch die Infrastruktur (Pipelines, Ölbohrplattformen, etc.) genau auf dieses Szenario des Klimawandels ausgelegt. Auch wurden durch XOM große Flächen in der Arktis zur Exploration gepachtet, da ihnen bewusst war, dass die globale Erwärmung eine Erschließung ermöglichen wird.
Zusammenfassend kann man sagen, dass hier eine Transnational Corporation aus Gier, die gesamte Welt vor sehr große Probleme gestellt hat. Es ist nicht so als würde eine Bank über die Stränge schlagen und das Finanzsystem riskieren, nein hier wurde das fundamentale Wohl der Menschheit aufs Spiel gesetzt. Das, sollte sich der Verdacht bestätigen, wird wohl als das Jahrtausend Verbrechen in die Geschichte eingehen.
Die Liste der Think Tanks
Die zuvor angesprochenen Think Tanks sind:
American Enterprise Institute for Public Policy Research (AEI)
American Legislative Exchange Council
Beacon Hill Institute at Suffolk University
Competitive Enterprise Institute
Manhattan Institute for Policy Research
XOM´s Problem
XOM wird vor die selben Probleme gestellt wie einst die Tabak Industrie, doch das ist das kleinere Problem, denn die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen ist zwar unmoralisch doch nur sehr schwer Strafrechtlich greifbar. Was für ein amerikanisches Unternehmen wesentlich problematischer ist, ist der Sachverhalt, wenn es seine Investoren wissentlich falsch informiert hat und diese damit zu falschen Investmententscheidungen animiert wurden. Das ist in den USA eine schwere Straftat und wird im Normalfall hart geahndet.
Auch besteht das Risiko, dass das Unternehmen wegen massiver Schädigung der Umwelt belangt wird, wo sogleich ein riesiger Rattenschwanz von weiteren Klagen anhängt. Dabei ist es gar nicht mal so abwegig an eine Klage New Orleans gegen XOM zu denken.
Die Rechtsrisiken die an dieser Stelle lauern sind aller Wahrscheinlichkeit nach wesentlich größer als beim aktuellen VW Abgasskandal. Das ist ein großer Malus der XOM anhängt und schon gegen ein Investment spricht.
Doch damit nicht genug. Der Climate Tracker Initiative zufolge sind 60% der Reserven nicht mehr verwertbar, was den Wert der Unternehmungen, aus diesem Sektor, stark schrumpfen lassen würde.
Das 60% der weltweiten bestehenden Reserven nicht mehr gefördert werden können ist XOM durchaus bewusst, trotzdem erschließt es immer weiter neue Reserven. Im vergangenen Jahr investierte XOM 34 Mrd. USD um neue Projekte zu realisieren und damit ihre ausgewiesenen Reserven zu vergrößern.
Parallel dazu werden Aktien im großen Stil zurückgekauft. Seit dem Zusammenschluss von Exxon und Mobil wurden so 40% der ausstehenden Aktien eingesammelt.
Damit wird das Unternehmen und dessen Börsenwert wesentlich optimistischer dargestellt, als er tatsächlich ist und das ist in meinen Augen sehr kritisch zu sehen.
Hier wird versucht Business as usual darzustellen, um zu kaschieren, dass das Unternehmen wider besseren Wissens keine Neuorientierung vornimmt, um sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Nein sie sind nicht gewillt ihren Business Plan zu ändern, sondern werden am Ende, wenn XOM ein Sanierungsfall ist, sagen, dass das alles doch nicht absehbar war.
Die politische Dimension für Exxon
Weltweit wird den Regierungen das Problem des Klimawandels mehr und mehr bewusst, besonders auf Druck verschiedener NGO´s und Zivilgesellschaftlichen Initiativen. So wurde auf Druck von 350.org der Bau der Keystone XL Pipeline verhindert.
Im vergangenen November wurde auf dem Klimagipfel in Paris das Ziel ausgerufen die Globale Erwärmung auf 1,5C zu begrenzen. Das bedeutet, dass ab 2020 das Zeitalter der Fossilen Energie Träger beendet sein muss, denn bei dem jetzigen Tempo des Verbrauchs ist bis dahin das CO² Budget aufgebraucht.
Das ist voraussichtlich nicht einzuhalten, doch fünf Jahre später könnte es schon so weit sein, sollte Ray Kurzweil mit seiner Annahme recht behalten, dass das Wachstum der Erneuerbaren Energien anhält. Sein Favorit dabei ist die Sonnenenergie in Verbindung mit verbesserten Energiespeicher Möglichkeiten. Seit Jahrzehnten verdoppelt sich alle zwei Jahre die installierte Solarenergieleistung weltweit. Bei dem Wachstumstempo ist es ab 2025 möglich 100% der benötigten Energie aus Solaranlagen beziehen zu können.
Das ausgerufene Ziel zeigt, dass die Politik zum handeln bereit ist, denn die Probleme die mit einem steigenden Meeresspiegel einhergehen betreffen den Großteil der Urbanen Zentren dieser Welt. Ein weiteres Problem sind die verstärkt auftretenden Dürren, wie sie seit einiger Zeit Teile der USA im Würgegriff halten.
Selbst das saudische Regime ist sich der schlechten Aussichten bewusst, was mitunter ein Grund für den sehr stark gefallenen Ölpreis sein kann. Sie erkennen die Tatsache von „Peak Demand“ an, denn auch ihnen ist das Wachstum der erneuerbaren Energie Quellen nicht entgangen. Im Jahr 2013 sagte Saudi Arabiens Öl Minister Ali al-Naimi „demand will peak way ahead of supply“.
Öl fördern so schnell und viel es geht – Das Jahrtausend Verbrechen?
Ihre Strategie ist es jetzt, so lange noch ein Markt existiert, soviel zu fördern wie es überhaupt nur möglich ist. Ihr Kalkül dabei ist, dass es besser ist jetzt einen niedrigen Preis zu akzeptieren als später auf unnützen Assets sitzen zu bleiben. Dabei versuchen sie das noch bestehende CO² Budget so weit es geht selbst auszufüllen, um den noch zu erzielenden Gewinn zu maximieren. Im Gegensatz zu ihrer Konkurrenz aus dem Unkonventionellen Fördersektor kann sich das Regime ein solches Vorgehen noch leisten. Parallel dazu will Saudi Arabien weltweit führend werden in den Bereichen der Solar- und Windenergie. Das bedeutet nichts anderes, als dass Saudi Arabien diversifiziert im Angesicht des Wandels der an allen Stellen weltweit eingesetzt hat.
Im Jahr 2015 wurden zum ersten mal mehr Erneuerbare Energiequellen installiert als Konventionelle und zum ersten mal wurden mehr als 50% der Investitionen in den Emerging Markets getätigt.
Ein Wendepunkt in der Geschichte, auf dem Weg zu einer Singularität
Das Jahr 2015 war das erste Jahr überhaupt, in dem Weltweit in die Erneuerbaren Energien genau soviel investiert wurde, wie in die alten. Zu diesen alten Energien zähle ich hier alle Fossilen und Nuklearen Arten der Energiegewinnung. Insgesamt wurden 328,9 Mrd. USD investiert, was eine Steigerung von 4% gegenüber dem Jahr 2014 ausmacht.
Es wurden im vergangenen Jahr Weltweit 121 GW an Photovoltaik und Windenergie Anlagen installiert, was 50% der gesamten hinzugefügten Netzkapazität ausmacht. Außerdem ist es eine Steigerung von 30% gegenüber dem Jahr 2014. Im Jahr 2014 wurden 37,2 GW Solarenergieleistung installiert und 51,47 GW an Windenergie. Im Jahr 2015 wurden 57 GW an Solarenergieleistung und 64 GW Windenergie hinzugefügt.
Bemerkenswert hierbei ist, dass die Investitionen um 4% gestiegen sind, im Vergleich dazu aber die installierte Leistung um 30% angewachsen ist. Das zeigt eindeutig das man pro investierten Dollar mehr Leistung bekommt. Seit 2008 ist der Preis pro installierten Watt um 95% gefallen. Was auch auffällt, ist dass die Solarenergie wesentlich schneller anwächst, als die Windenergie. Die kumulierte Solarenergieleistung Weltweit verdoppelt sich fast alle zwei Jahre. Anfang letzten Jahres sagte Ray Kurzweil in einem Interview, dass bis 2025 100% der Weltweiten Energie aus Solaranlagen gewonnen wird. Wenn sich die bisherige Entwicklung in dem Bereich fortsetzt ist dieses recht wahrscheinlich.
Die drei größten Märkte sind China, Europa und die USA. China investierte im Jahr 2015 110 Mrd. USD, Europa 58,5 Mrd. USD und die USA 56 Mrd. USD. Das Investitionsvolumen nahm in China um 17% zu, in den USA um 8% und in Europa sank es um 18% ab.
Das Jahr 2015 hatte aber noch eine weitere Premiere zu bieten. Zum ersten mal in der Geschichte wurden 50% der gesamten Investitionen, im Bereich der Erneuerbaren Energien, in den Emerging Markets getätigt. Das zeigt deutlich, das die Technologie mit jedem Jahr dominierender wird.
Zudem stieg im vergangenen Jahr zum achten mal in folge die Zahl der angemeldeten Patente im Bereich der Solar Energie, der Batterie Technik, der Elektrischen Autos und der Windenergie.
Der Gegenwind für den Sektor nimmt von Tag zu Tag zu, wobei XOM Stellvertretend für die gesamte Branche steht. Die US Securities and Exchange Commission mischt mittlerweile mit und ist mit der Angabe der finanziellen Risiken, die mit der Carbon Bubble einhergehen, nicht zufrieden.
Divestment in der Ölindustrie
Im vergangenen Jahr äußerte sich die BoE besorgt darüber, dass viele Vorsorge Einrichtungen immer noch stark im Fossilen Energie Sektor investiert sind und riet zu einer Aufgabe dieser Investments. Zuvor gab schon der Rockefeller Brothers Fund bekannt, dass die Investments in den Fossilen Energie Sektor bis 2017 ganz abgebaut werden sollen. Der Gouverneur von Vermont forderte im Februar, dass der Staat Vermont sein Investment in XOM aufgeben soll.
https://trading-treff.de/aktien/bergbauriese-bhp-oelschiefer-nickel
„This is a page right out of Big Tobacco, which for decades denied the health risks of their product as they were killing people. Owning ExxonMobil stock is not a business Vermont should be in.“
Auf breiter Front werden die Risiken mittlerweile erkannt, die vom Platzen der Carbon Bubble ausgehen. Dadurch wird ein ständiger Verkaufsdruck auf den Aktien der Branche liegen, die schon in den vergangenen Jahren eine schlechte Performance geliefert haben.
Hier ein kleiner Chart Überblick.
S&P Global 1200 Energ Sector:
XOM:
In dem ersten Chart erkennt man sehr gut die Underperformance der Branche. Der Markt befindet sich heute auf dem selben Niveau wie im Jahr 2009.
Bei XOM ist die Unterstützungslinie 1 im Quartals Chart sehr wichtig. Sollte diese Marke unterschritten werden haben die Bären die Aktie fest in ihrer Hand. Im Monats Chart kann die jetzige Bewegung vorerst als eine ABCD Korrektur gelten. Wenn der Punkt D? als Widerstand hält, ist es nicht unwahrscheinlich, dass die vorangegangenen Tiefs getestet werden.
Aufgrund der Ereignisse, ist der Fossile Energie Sektor nicht mehr als ein langfristiges Investment geeignet und sollte nach und nach aussortiert werden.