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Milchmädchenrechnung von Trump?

Donald Trump bewegt die Gemüter in Deutschland wie schon lange kein amerikanischer Präsident mehr. Er füllt die Zeitungen zu vielen Themen. Innenpolitik, Außenpolitik und auch seine Wirtschaftspolitik werden reflektiert und oftmals überaus kritisch betrachtet. So auch in einem neuen Beitrag in der FAZ.


Winand von Petersdorff-Campen, Wirtschaftskorrespondent in Washington, sieht in Donald Trumps Zöllen eine Belastung für die Weltkonjunktur. So wahr eine solche Aussage spontan zu bewerten ist, so wenig sind einige seiner Schlussfolgerungen in seinem Kommentar in der FAZ zu Ende gedacht. Er stellt die Prozesse einer komplexen Volkswirtschaft sehr einfach und in meinen Augen nicht korrekt dar. So wird zum Beispiel der Zusammenhang zwischen Zöllen und dem Preisniveau viel zu vordergründig betrachtet.

Während Schutzzölle in der Tat preistreibend wirken, würde eine stärkere einheimische Währung dieser Entwicklung entgegen laufen. Bereits vor Monaten stellte ich den Mechanismus in meinem Beitrag „Strafzölle zwischen den USA und China – Welche Auswirkungen sind denkbar?“ dar. So schrieb ich:


Eine weitere Auswirkung, die oftmals nicht bedacht wird, ist allerdings die direkte Nachfrage nach der Fremdwährung im Handel. Immer dann, wenn ein amerikanisches Unternehmen chinesische Waren einführt, kommt es zu einem Tausch von Ware gegen Währung. Dieser Vorgang war auch verantwortlich für die damalige Stärke der D-Mark. Wenn eine Exportnation wie Deutschland Waren verkauft, werden die Exporteure im Allgemeinen in Landeswährung bezahlt. Aus diesem Grund entsteht innerhalb eines Handelsgeschäfts eine Nachfrage nach der Währung des Exporteurs. Das wiederum führt zur Stärke der Währung des Landes mit Handelsbilanzüberschüssen. Gleichzeitig wird die heimische Währung verkauft. Dieser Vorgang schwächt die Währung des importierenden Landes.

https://trading-treff.de/wirtschaft/strafzoelle-zwischen-den-usa-und-china-welche-auswirkungen-sind-denkbar


Und in der Tat ist dieser Umstand zu beobachten. Der US-Dollar ist seit der Diskussion um Schutzzölle sehr stark unterwegs und würde durch die Erhebung weiterer Zölle nochmals angetrieben werden. Durch die Stärke des US-Dollars würde es so zu einem Effekt kommen, der absolut beabsichtigt ist.


Attraktivität der Waren


Einheimischen Waren werden im direkten Vergleich zu chinesischen Waren attraktiver. Dieser Umstand würde Donald Trump wohl sehr entgegenkommen. Denn anders als bei einer Exportnationen ohne nennenswerte Bodenschätze, würde dieser Mechanismus in der Tat Vorteile mit sich bringen. Während ein Land wie Deutschland damit zu einem großen Verlierer der Erhebung internationaler Zölle werden würde, wäre Amerika auf fast allen Ebenen in der Lage, Rohstoffe für die Produktion von Gütern selbst zu stellen. Diese vielschichtigen Wirkungen sind sehr bedeutend. Zum einen würden Deutschlands Waren wie Autos im Ausland durch Zölle unattraktiver werden und zusätzlich würde die daraus ermöglichte Dollarstärke die Einfuhr von Rohstoffen noch verteuern. Die Folgen für rohstoffarme Exportländer wie Japan und Deutschland sind daher in einem globalen Handelsstreit deutlich negativer zu erwarten, als für China und Amerika – den beiden eigentlichen Hauptprotagonisten in diesem großen Spiel.


Gegenschlag der Chinesen?


Und auch das nächste Argument von Petersdorff-Campen – der mögliche „Gegenschlag“ der Chinesen – ist nicht zu Ende gedacht. Immerhin sind es die Chinesen, die deutlich mehr vom Absatzmarkt in den USA profitieren als umgekehrt. Trotzt der Maßnahmen von Donald Trump ist das Handelsbilanzdefizit zwischen den USA und China nochmals gewachsen. Im Jahr 2018 belief sich dieses auf 621 Milliarden USD nach 552 Milliarden im Jahr zuvor. Diese beeindruckende Zahl ist Nachfrage nach Produkten in welcher Form auch immer. Bisher wird diese Nachfrage in China befriedigt. Trumps Plan, einen Teil dieser Nachfrage in das Inland umzulenken, könnte in der Tat funktionieren. Auch wenn dadurch komparative Kostenvorteile verschwinden würden und weniger effiziente Technologien sogar gestärkt werden, so könnte doch eine Unterstützung der einheimischen Industrie zu erwarten sein – zumindest vorerst.


Fazit


Der langfristige negative Einfluss von Protektionismus kann nicht bezweifelt werden. Allerdings wird Trumps Politik anderen Marktteilnehmern deutlich mehr schaden als den USA selbst. Vor allem die kurz- bis mittelfristigen Auswirkungen der Wirtschaftspolitik von Trump könnten sogar stützend auf die Wirtschaft der USA wirken. Zusätzlich wird es weitere mittelfristige Gewinner geben. Der stärkere US-Dollar ermöglicht es kleineren Exportländern, die nur wenig von Schutzzöllen betroffen sind und ebenfalls Bodenschätze haben, an Attraktivität zu gewinnen. Während die mittelfristigen Auswirkungen also lange nicht so klar sind, wie es der FAZ Kommentar darstellt, so klar ist allerdings, dass die Karten auf der Bühne der Weltwirtschaft derzeit neu gemischt werden. Länder wie Deutschland und Japan laufen dabei Gefahr, die Trümpfe der Vergangenheit zu verlieren.

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