Festivals, Museumsbesuche, Theateraufführungen, Bars – die Unterhaltungsbranche ist vielseitig und ein fester Bestandteil der Gesellschaft. Ohne Unterhaltungsangebote fehlt das Gemeinschaftsgefühl, und auch die wirtschaftlichen Folgen sind weitreichend. Dies hat sich in den letzten Monaten verändert.
Wie schnell die Wirtschaft lahmgelegt werden kann und große wie auch kleine Unternehmen sowie Einzelpersonen in der Krise untergehen, das hat uns der Corona-Virus in den letzten Monaten auf beeindruckende Weise gezeigt. Auch den Menschen, die Unterhaltungsangebote jedweder Art gern in Anspruch nehmen und gar für selbstverständlich halten, wird immer mehr bewusst, dass ein wichtiger Teil des öffentlichen Lebens fehlt.
Unterhaltungsbranche als Verlierer der Krise
Viele Jobs hängen mit der Branche zusammen. Für die einen gibt es Kurzarbeit und Hilfeleistungen, andere Betroffene scheinen völlig aus dem Raster zu fallen. Veranstalter, Event-Manager und Gastronomen etwa konnten Soforthilfe beantragen, doch auch die war für viele nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Viele Freiberufler und freischaffende Künstler traf die Corona-Pandemie noch härter: Keiner der Rettungsschirme wollte so richtig passen. Weder gab es betriebliche Ausgaben noch Angestellte, die bezahlt werden mussten. Freischaffende erhielten für die ausfallenden Honorare keinen Ausgleich. Das betrifft gleichermaßen Musiker wie Schauspieler und Solo-Selbstständige aus unterschiedlichen Bereichen der Unterhaltungsbranche. Noch dazu war die Nachfrage nach Hilfspaketen so groß, dass das eingeplante Budget in den einzelnen Bundesländern bereits kurze Zeit nach dem Start vollständig aufgebraucht war.
Ende April war dann wenigstens von Ausfallhonoraren die Rede, die freischaffende Künstler im Zuge von Veranstaltungsabsagen beantragen können. Dennoch: Extreme berufliche Einschränkungen und existenzielle Sorgen prägen die Branche noch immer. Viele Solo-Selbstständige und kleine Unternehmen stehen vor dem Aus.
Erste Lockerungen als Hoffnungsschimmer
Zögerlich durften in den letzten Wochen Restaurants und Bars wieder eröffnet werden. Die Bundesländer haben entsprechend ihrer Corona-Fallzahlen verschiedene Herangehensweisen. Dennoch zeigt sich, dass der Wunsch nach Normalität und Freiheit sowohl auf Seiten der Beschäftigten als auch der Konsumenten immer größer wird. Gastronomiebetriebe und Kneipen müssen nun strenge Hygienevorschriften beachten, um den Betrieb wieder aufnehmen zu dürfen.
Ähnliches lässt sich auch bei anderen Vergnügungsstätten beobachten: Anbieter von Sportwetten und Spielhallen-Betreiber etwa traf die Corona-Pandemie ähnlich hart. Für viele Wochen blieben Spielbanken und Wettbüros geschlossen. Die Krise stellte für die Anbieter im Internet kein Problem dar, im Gegenteil: Glücksspieler wandten sich vermehrt den Online Casinos zu. Für die lokalen Anbieter dagegen bedeutete die Schließung der Spielstätten und Wettbüros aber eine hohe finanzielle Belastung. Mittlerweile darf auch wieder in heimischen Spielbanken gezockt werden, wobei auch hier strenge Hygienemaßnahmen einzuhalten sind. Ähnlich wie im Gastronomiebereich müssen die Betreiber auch hier je nach Bundesland auf ausreichende Sicherheitsabstände, Maskenpflicht und Desinfektionsmittelspender achten.
In anderen Bereichen der Unterhaltungsbranche sind ebenfalls Lockerungen zu beobachten: Museumsbesuche sind wieder gestattet, aber bitte mit Mundschutz. Open-Air-Veranstaltungen und Aufführungen mit entsprechender Bestuhlung finden ebenfalls wieder statt oder sind in Planung. Es scheint also wieder bergauf zu gehen, doch der Beigeschmack der letzten Monate bleibt. Viele Künstler, Solo-Selbstständige und Unternehmer, die in der Unterhaltungsbranche tätig sind, kämpfen noch immer mit den Folgen der Krise.
Konsumenten sind gefragt
Zurecht wird kritisiert, dass die Politik in den ersten Wochen und Monaten der Krise deutlich gemacht habe, wo die Prioritäten liegen. Für den Fußball etwa setzte man sich ein, auch die Lufthansa sollte gerettet werden. Betreiber von Gast- und Vergnügungsstätten oder Theaterbetriebe warteten dagegen lange auf Lösungen – und wurden mitunter unbefriedigt zurückgelassen.
Doch nicht nur die Politik ist in der Pflicht, die Unterhaltungsbranche am Leben zu erhalten. Auch jeder einzelne Konsument, jeder Theatergänger oder Kinoliebhaber ist nun angehalten, die Branche mehr denn je zu unterstützen. Durch die Schließung der Konzert- und Kinosäle, Bars und Restaurants ist vielen Menschen bewusst geworden, welch großen Teil die Unterhaltungsbranche in unserem Leben spielt. Wir sehen diese Art der Unterhaltung als selbstverständlich an und merken erst, was uns in unserer Freizeit fehlt, wenn es all die Angebote nicht mehr gibt.
Wer kann, sollte die Branche unterstützen, einmal mehr ein Restaurant besuchen oder Online-Tickets für Veranstaltungen erwerben. Gleichzeitig sind die Kunst- und Kulturschaffenden selbst aktiv geworden und beweisen Solidarität. Hilfsprogramme aus der Politik richten sich zudem auch an Kulturvereine und Veranstalter, so etwa das Kulturpaket aus Hessen.
Und obgleich es für einige Künstler und Kulturschaffenden aktuell schon wieder besser aussieht, bleibt die Zukunft ungewiss. Was etwa mit den kleinen und großen Clubs geschieht, weiß niemand so recht. Vor allem die kleineren Locations werden in der Versenkung verschwinden, fürchtet man. Doch auch die großen Clubs leiden unter der Corona-Pandemie. Wer überhaupt wieder seine Pforten wird öffnen können, ist ungewiss.
Einmal mehr zeigen sich hier die Diversität der Branche. Kunst- und Unterhaltungsangebote haben einen hohen Stellenwert im Leben vieler, sowohl bei den Besuchern und Konsumenten als auch bei in der Branche Tätigen selbst. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Politik wie auch der Einzelne in den kommenden Monaten solidarisch mit der Branche zeigen. Das kommt nicht nur der Wirtschaft zugute, sondern eben auch dem öffentlichen Leben im Allgemeinen.