Die Rechnerkapazitäten der Welt steigen von Jahr zu Jahr. Und neben den uns bekannten Entwicklungen, kommt es am Rande des Spielfeldes zu völlig neuartigen Entwicklungen. Auch der große Technologiekonzern Alphabet betritt über die Tochter Google die Welt der Quantenrechner.
Die Nachrichten zu Quantencomputern häufen sich in den letzten Monaten. Erst in den letzten Tagen konnte man in der Presse lesen, dass VW und das Deutsche Zentrum für Raumfahrt den Vorteil von Quantencomputern für sich nutzen wollen. Dabei unterscheidet sich ein Quantencomputer von herkömmlichen Rechnern deutlich. Der Hauptunterschied liegt in nur zwei Zahlen – 0 und 1.
Während heutige Rechner in ihren Rechenoperationen nur zwei Zustände kennen, nämlich 0 und 1, können Quantencomputer beide Zustände annehmen, und zwar zur selben Zeit! Wenn Sie sich fragen, wie ein System zur selben Zeit zwei unterschiedliche Zustände annehmen kann, dann sind Sie in guter Gesellschaft. Die Probleme der Quantenphysik gehen über intuitive Erkenntnisse hinaus. Sollten Sie sich in dieses Problem hineindenken wollen, dann versuchen Sie es mit „Schrödingers Katze“.
Quantencomputer könnten alles ändern
Unabhängig vom „Verständnis“ dieser Rechenoperationen, stellen Quantencomputer in der Fantasie vieler Beobachter einen neuen „Superschritt“ für die Menschheit dar. Die theoretische Kapazität von diesen neuartigen Rechnern ist gigantisch. Ähnlich gigantisch sind allerdings auch die Hürden auf dem Weg zu kommerziell nutzbaren Rechnern für jedermann. Die Materialien für die Herstellung von diesen Rechnern sind nicht nur selten. Zusätzlich müssen diese extrem heruntergekühlt und auf diesem Niveau stabil gehalten werden. Ein sehr hoher Aufwand für etwas, was noch nicht mal die heute existenten Superrechner in den Schatten stellen kann.
Allerdings scheint es erneut Bewegung im Bereich des Quantencomputings zu geben. Immerhin ist nicht nur VW mit Problemen aus der Verkehrswirtschaft an diesen Superrechner interessiert. Auch Google gibt sich zuletzt selbstbewusst und behauptet, dass das Unternehmen eventuell in den nächsten Monaten die sogenannte „Quantenüberlegenheit“ herstellen kann. Dabei handelt es sich eben um jenen Zustand, der beschreibt, an welcher Stelle ein Quantencomputer die Rechenleistung der heutigen Rechner überholen würde. Doch was hat all das mit der Welt der Wirtschaft zu tun?
Quantencomputer würden Wirtschaft beflügeln
Auf der einen Seite wären da sicherlich die Firmen zu nennen, die diese Art von Computer herstellen könnten. So nutzt VW zurzeit Anlagen der Firma D-Wave Systems. Dabei werden Rechenkapazitäten über die Cloud angemietet. Allerdings wären die Unternehmen sicherlich an eigenen Rechnern interessiert, wenn diese erst den Beweis eines echten Mehrwerts aufzeigen. Doch die Hersteller dieser Rechner wären nur die Spitze des Eisbergs. Die Art wie Quantencomputer rechnen ermöglichen völlig neuartige Forschungen. Probleme die die besten Rechner der Welt zurzeit in wochen- oder monatelangen Operationen lösen (wenn sie es denn schaffen), könnten in wenigen Augenblicken lösbar sein. Das Spektrum möglicher Anwendungen wäre daher riesig. Neue Medikamente, Kryptografie, Virtual Reality oder auch Machine Learning sind dabei nur der Anfang von den Möglichkeiten. Die Entwicklungsgeschwindigkeit der heutigen bereits sehr schnelllebigen Gesellschaft würde sich nochmals deutlich erhöhen und so den Grundstein für neuartige Technologien und immer neue Anwendungen legen. Es wäre denkbar, dass die neuen Rechner einen ähnlichen wirtschaftlichen Schub wie einst die PCs auslösen.
Ob man diese Entwicklungen gut findet oder nicht, wenn Gesellschaften wie Google das Feld von Quantencomputern betreten, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Box von Schrödingers Katze bald geöffnet wird und die Katze am Leben ist.
Das Ende des Ersten Zeitalters – Technologie auf dem Vormarsch