Die Schlacht zwischen Spekulanten aus den sozialen Medien wie Reddit und von Handels-Apps wie Robinhood und Trading Republic auf der einen Seite und Hedgefonds auf der anderen ist erst einmal geschlagen. Was hatte sich ereignet und wie kann es weitergehen?
Die Situation spitzt sich zu
Gestern zogen etliche Broker die Notbremse und beschränkten den Handel in einer ganzen Reihe von Werten, die durch Kauf-Verabredungen in Chat-Groups in den vergangenen Tagen in schwindelerregende Höhen katapultiert wurden mit dem Ziel, engagierte Leerverkäufer in die Knie zu zwingen.
Natürlich werden die Zocker nicht klein beigeben. Schon jetzt liegt eine Sammelklage gegen Robinhood vor. Darin wird der Plattform vorgeworfen, durch die Handelsbeschränkungen auf seiner App den Markt manipuliert zu haben. Was daraus vor Gericht herauskommt, dürfte Signalwirkung auch für andere Fälle dieser Art haben. Denn eines brauchen wir uns nicht vormachen: Die Spekulanten im Netz haben Blut geleckt und werden sicherlich auch wieder andere Aktien finden, die sich für ein ähnliches Spiel eignen.
GameStop, Nokia und Co. büßten zweistellig ein
Die Frage, die uns jetzt beschäftigt: Was passiert mit den Werten, die in diesem Machtkampf eine Rolle spielten?
Tatsache ist erst einmal, dass Aktien wie GameStop, AMC, Bed Bath & Beyond und selbst eine Nokia im gestrigen Handel massive Verluste verbuchen mussten. So büsste GameStop im regulären Handel rund 44 % ein, AMC ging mit einem Minus von über 56 % aus dem Handel. Bei Bed Bath & Beyond betrug der Abschlag 36 % und bei den in New York notierten Aktien von Nokia ergab sich letztlich ein Abschlag um 28 %.
Hier ist natürlich jetzt die Aufgabe, zu klären, bei wem diese Kursturbulenzen nur als Episode gesehen werden müssen und wer aus dieser Affäre letztlich dauerhaft beschädigt herauskommt.
Wer bleibt unten, wer hat neue Chancen?
Da würden wir ganz grundsätzlich einen 50:50-Wahrscheinlichkeit sehen. Auf der Verliererseite ordnen wir GameStop und AMC ein. Dies insbesondere durch ihre fundamentalen Schwächen. Das dürfte auch dazu führen, dass beide Unternehmen weiterhin in Verlustsituationen bleiben. Das gilt insbesondere für AMC Entertainment, die weiterhin am Rand eines Konkurses balancieren. Soweit dürfte es vielleicht bei GameStop nicht kommen, da man insbesondere mit dem neuen Großaktionär RC Venture an einer neuen Strategie arbeitet.
Bessere Voraussetzungen sehen wir bei Bed Bath & Beyond. Zwar waren die jüngsten Ergebnisse zum dritten Quartal unter den Erwartungen. Aber immerhin gibt es den Marktkonsens, dass das Unternehmen im nächsten Fiskaljahr (ab März) seine Profitabilität sichtbar verbessern kann, auch wenn wohl die Umsätze weiter rückläufig bleiben. Ein Muss für ein Depot ist die Aktie dennoch erst einmal nicht.
Nokia bleibt unsere Top-Empfehlung
Anders natürlich Nokia. Wir hatten hier auf der Webseite und auch in unserem Börsenbrief „Future Money“ Nokia schon ausführlich besprochen und Anfang des Jahres eine Kaufempfehlung ausgesprochen. Die aktuellen Turbulenzen haben natürlich nichts an den fundamentalen Perspektiven geändert, müssen allerdings jetzt vor dem Hintergrund der technischen Verfassung der Aktie neu beurteilt werden.
So konnte Nokia während der letzten Kaufrausch-Phase nicht nur ihren seit März 2019 bestehenden Abwärtstrend nach oben durchbrechen, sondern kam sogar an den langfristigen Trend heran, der seit 2015 besteht. Es war sozusagen eine Punktlandung, wobei wir es für interessant halten, dass die Verluste gestern auch nur bis rund auf die neue Unterstützung durch den mittelfristigen Abwärtstrend gingen.
Das zeigt uns, dass der Markt Nokia generell positiv beurteilt und hier einfach erst mal nur die Exzesse vom Tisch genommen hat. Natürlich braucht die Aktie nach solchen Turbulenzen sicherlich eine Phase der Stabilisierung. An unserer optimistischen Beurteilung für die Aussichten von Nokia ändert das nicht. Wer drin ist, sollte es bleiben. Neue Käufe wären allerdings erst dann angezeigt, wenn die besagte Beruhigung eingetreten ist.
Viel Erfolg wünscht Ihr Carsten Müller