Das Jahrhundert wird langsam erwachsen und die Twenties brechen an. Werden es die goldenen Zwanziger für die alternativen Geldanlagen des Social Trading und Social Investing? Zeit für ein kleines Zwischenfazit der Branche und die Frage, wohin es im Jahr 2020 gehen könnte.
Rückblick auf die Social Trading Anbieter
Blickt man zurück, dann ist von den ursprünglich als Copytrading Services für CFDs und anderen Assets angetretenen Startups nicht viel übrig geblieben. Einige der First Mover wie currensee, FXCopy, XSocial, Sirix Social oder TraderConnect (Whitelabels von FX Junction) wurden übernommen, eingestampft oder haben sich selbst ein Bein gestellt, wie ayondo. Andere haben sich neu erfunden, wie FX Junction oder SignalTrader, nunmehr DupliTrade. Viele Broker im asiatischen Raum bieten ihren Kunden weiterhin Copyservices an, entweder in der auch hier bekannten Art oder als MAM und PAMM-Services.
Von den „Alten“ überlebten nur drei Portale. ZuluTrade, eToro und Collective2. Kleinere Spieler in Europa, wie tradeo, halten sich offenbar weiter über Wasser und auch bietet der eine oder andere Broker in der EU noch einen derartigen Service an, z.B. Roboforex.
Regulierung als Totengräber des CFD Copytradings?
Die Regulierung von CFD’s in der EU hat den Copyportalen vor allem eines genommen – die Umsätze und damit die Lebensgrundlage der CFD Anbieter.
Nicht umsonst blickt die Branche hechelnd nach Asien, wo die Maschinerie noch blendend läuft. Technologielösungen wie Sirix Social von Leverate finden keine Abnehmer mehr, waren jedoch in den vergangenen Jahren als Umsatzturbo angeboten worden. Broker wie GKFX u.a. haben sich inzwischen davon verabschiedet. Die Algocopylösung MirrorTrader von tradency ist nur wenigen bekannt und findet aktuell auch nur bei einigen Asien- und Aussiebrokern Anklang, wie z.B. bei Pepperstone.
Bleiben von den klassischen Services eigentlich nur die Metatraderlösungen wie MQL Signals, myfxbook mit AutoTrade, SignalStart übrig, von denen man noch ernsthaft sprechen kann, deren Zielgruppe aber eher die klassischen algobasierten Forextrader sind.
Wohl dem also, der vorgebaut und sich anders oder aber breiter aufgestellt hat.
Multiasset und international, statt CFD und lokal
Die absolute Nr. 1 ist derzeit zweifellos eToro. Die Israelis hatten Mut, Weitblick und potente Partnerschaften. Wer hätte das vor 10 Jahren gedacht. Inzwischen sind mehr als 12 Mio Nutzer aus über 100 Ländern im Social Investing Network registriert. Von einer Ballerbude für Devisencopytrades mauserte sich die Plattform über die Jahre zu einem ernst zu nehmenden und seriösen „Warenhaus“ für private Anleger. Inzwischen deckt eToro als Multiasset Plattform viele Wünsche privater Investoren ab. Vom CFD Handel, über ETF’s und Aktien, Kryptos, Copyportfolios und dem sozialen Handel in der Community.
Allein die themenspezifischen Copyportfolios sind einen Blick für den faulen Anleger wert:
- FuturePayments – Digital Money
- ShoppingCart – Digital Commerce
- FoodTech – Food Trends and Innovations
- 5GRevolution – Future of Connectivity
- RenewableEnergy – Futureof Power
- OutSmartNSDQ – Nasdaq Smart Beta by Sentiment
- PanicMode – Short Stocks Long Metals
- GoldenEnergy
- Gold and Energy
- TheBigBanks – Big Banking Stocks
- CRISPR-Tech – Genome Engineering
- BigTech – Large Tech Market Cap
- InTheGame – Gaming Industry
- Driverless – Self Driving Cars
- CannabisCare – Medical Marijuana
- CryptoPortfolio – Cryptos by Market Cap
- MobilePayments – Digital Transactions
- CyberSecurity – Cyber Tech Stocks
- DroneTech – Drone Technology
- FoodDrink – Food and Drinks
- Diabetes-Med – Diabetes Care Stocks
- TravelKit – Travel and Leisure
Schaut man auf die personenbasierten Copyportfolios, dann hat der Algorithmus von eToro inzwischen wohl auch dazu gelernt.
Die Performance des Portfolios der aussichtsreichen Popular Investors pro Quartal kann sich sehen lassen.
eToro mit eigener Kryptowallet und Handelsplattform
Wie hier im Blog schon öfters beschrieben, widmete sich eToro frühzeitig dem Thema Bitcoin & co. eToro war der frühe Vogel unter den CFD-Anbietern. Vor 6 Jahren startete eToro den Handel mit Bitcoin, damals noch als CFD und nur mit 4 Bepreisungen täglich. Wer Nerven hatte, konnte damals um 500 – 600 Dollar dabei sein und den Run auf die 20.000 mitnehmen… Inzwischen gibt es die Coins real und mit eigener Plattform eToroX.
Coins können von der eToro Plattform auf die Wallet transferiert und in eToroX gehandelt werden.
Weitere Feature des Social Investing Networks wurden bereits bei FinanceMagnates geleaked. So wird es in 2020 eine Debit Card von eToro geben.
Provisionsfreier Aktienhandel als neues Schlagwort
Auch hier hat sich eToro bereits häuslich eingerichtet und ist insbesondere in U.K. sehr populär. Gegenwind kommt aktuell vom US-Anbieter RobinHood, der sein Europageschäft langsam ausrollt und mit dem Vereinigten Königreich einen ersten Zielmarkt hat.
NAGA als eToro 3.0?
Was das Team um Yoni Assia in 12 Jahren aufgebaut hat, versucht nun das Team um Benjamin Bilski in 2 Jahren offenbar zu kopieren.
NAGA hat viel Mühe und Aufwand in die neue Plattform gesteckt und sich offenbar von den grünen Bullen inspirieren lassen. Schaut man sich die Menuführung auf der Website an, erkennt man auf einen Blick die Spielplätze der Hamburger.
Vom klassischen CFD Handel mit NagaTrader, themenbasierten Investmentportfolios, Aktien, Kryptos, NAGA Card und dem Social Trading Network versucht NAGA eToro zu toppen. Selbst mit dem Zins-CFD hat man sich offenbar Anregung bei nextmarkets geholt, die mit dem Produkt First Mover waren.
Aktuell kann man sich bei NAGA für den gebührenfreien Aktienhandel registrieren lassen. Das Projekt wird sicher in 2020 betriebsbereit sein.
Beide Anbieter legen hohen Wert auf die stete Verbesserung der mobilen Anwendungen für Smartphone oder Tablet, um den Ansprüchen ihrer User gerecht zu werden.
Curated Investing mit nextmarkets
Diese Baustelle hat in 2019 auch das Kölner Startup nextmarkets in Angriff genommen.
Ab sofort kann man die nextmarkets Funktionalitäten in vollem Umfang nun auch auf dem iPad genießen. Und ja… es funktioniert.
Außerdem erweiterte nextmarkets die Angebotspalette um 20 weitere ETF CFD’s. Wer es noch nicht gesehen hat, der Zins CFD hat zwei Geschwister erhalten. Als Investmentprodukte offeriert das Unternehmen einen Real Estate und einen Green CFD.
Auch hier also der Trend, dem Publikum branchen- und themenspezifische Investmentideen einzuhauchen.
Mehr Kundenbindung mit wikifolio.com
Haben wir uns in den letzten Zeilen eher den CFD basierten Anbietern gewidmet, darf nun ein Blick auf den Liebling Nr. 1 im Social Trading und Investing hier in Deutschland nicht fehlen.
Wikifolios von privaten Investoren, Vermögensverwaltern und Medienhäusern erfreuen sich weiterhin ungebrochener Beliebtheit. Das Instrument des Zertifikats auf die Musterportfolios ist weiterhin ein großer Renner. Andreas Kern hat mit seinem Team in Wien nun weitere Features auf der Plattform wikifolio.com ermöglicht.
Dazu gehört nun endlich auch ein Vergleichstool. Anleger können nun bis zu 3 ihrer Investmentfavoriten im Chart direkt vergleichen.
Desweiteren hat man dem Aspekt der Kommunikation der Redakteure mit ihren potenziellen Investoren etwas mehr Spielraum eingeräumt. Zur Professionalisierung des Auftritts können die Redakteure nun auch ein Profilbild und ihre Social Media Kanäle dem Publikum zur Kenntnis bringen.
Wer also in den diversen sozialen Netzwerken heimisch ist, oder gar in der Tube mit Informationen rund um Börse glänzt kann dies hier vermerken und zusätzlich Vertrauen zu seinen Anlegern aufbauen.
Abschied und neue Ziele
An der Stelle ein Break für heute.
Wir verabschieden uns nochmals von ayondo, deren Händler teilweise auch auf anderen Plattformen wie eToro und darwinex unterwegs sind. Wer sucht, wird bekannte Namen sehr schnell als Popular Investor bei eToro oder mit einem darwin finden.
Panta rhei… in diesem Sinne sind wir gespannt auf die Entwicklungen im neuen Jahr. Vielleicht ist es ja ein Auftakt zu den goldenen Zwanzigern für die jungen disruptiven Unternehmen der Branche.
Achja….provisionsfreier Aktienhandel heisst nicht kostenloser Aktienhandel. Wir leben schließlich im Kapitalismus. Jeder, der bis drei zählen kann wird die Marketingstory der Broker als die sehen, die sie ist – Verarsche auf hohem Niveau. Aber das ist eine andere Geschichte.
Für das neue Jahr allen Lesern Gesundheit und persönliches Glück,
Ihr Michael Tomaschek