Viele Unternehmen sprechen die mangelnde Digitalisierung an. Sie birgt Chancen und Risiken, könnte aber durch Nutzung der Vorteile zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum führen und am Ende auch den Aktienmarkt beflügeln. Ein starkes Argument für uns, ein wenig tiefer in das Thema einzutauchen.
Die Angst vor dem Abschwung ist allgegenwärtig, aber die Aktienmärkte scheint dies nicht zu kümmern. Der Handelskrieg der USA mit China und Europa sorgt für dunkle Wolken in der Marktstimmung. Auf der Suche nach Wachstumspotenzial für Unternehmen steht aktuell die Digitalisierung im Fokus. Durch die Verwendung fortschrittlicher Technologien in den verschiedensten Prozessen soll eine Produktivitätssteigerung geschaffen werden. Kann der Einsatz von Informationstechnologie über Roboter bis hin zur Künstlichen Intelligenz für mehr Wachstum sorgen und damit auch den Aufschwung der Aktien weiter vorantreiben?
Gehen Digitalisierung und Wachstum Hand in Hand?
Das Wirtschaftswachstum ist im globalen Durchschnitt weiterhin positiv. Dennoch verdichten sich die Zeichen, dass das Wachstum in den nächsten Jahren geringer ausfallen wird. Eine Rezession steht uns zwar (noch) nicht bevor, aber der Abschwung steht laut Experten ins Haus. Die EU-Kommission hat ihre Wirtschaftsprognosen für den Euroraum nach unten korrigiert. Für 2020 wird mit einem Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent gerechnet. Ebenso soll es zu einem deutlichen Rückgang der Wirtschaftskraft in den USA kommen, wo das BIP 2018 noch um 2,9 Prozent gestiegen ist.
- In den USA soll laut der Weltbank das Wachstum 2020 bei 1,7 Prozent liegen.
- Für den Euroraum rechnet die Europäische Kommission 2020 mit 1,6 Prozent.
- Der IWF hat die globale Wachstumsprognose für 2019 auf 3,3 Prozent gesenkt (vorher: 3,5 Prozent).
Kann die Digitalisierung die Wirtschaft stärken?
Da die demographische und wirtschaftliche Entwicklung nur eine geringfügig höhere Erwerbstätigkeit in verschiedenen Ländern ermöglicht, muss die Produktivität für stärkeres Wachstum sorgen. Durch neue Technologien wie ERP-Systeme, KI und Roboter sollen diese Produktivitätssteigerungen erreicht werden, die sich entsprechend in einem größeren Wachstum niederschlügen. Weiterhin bieten auch stetig schnellere Prozessoren in Computern und Smartphones, Cloud-Nutzung sowie die Verarbeitung von Big Data in vielen Wirtschaftsbereichen neues Wachstumspotenzial.
Die Unternehmen haben in der jüngeren Vergangenheit aber – zumindest zum Teil – zu wenige Anstrengungen unternommen, die Digitalisierung im Einzelnen voranzutreiben. Vor allem die größeren Unternehmen und Konzerne konnten aus den neuen Technologien größere Produktivitätssteigerungen generieren. Das liegt vor allem daran, weil die Umsetzung neuer Prozesse unter Zuhilfenahme neuer Technologien teuer ist.
Mittlerweile sind die Maßnahmen der Digitalisierung jedoch günstiger geworden, so dass geringere Investitionen seitens der Unternehmen nötig sind. Das sorgt natürlich für eine kürzere Amortisationszeit und für geringeres Risiko für die Entscheider. In der Zukunft können also auch verstärkt mittlere und kleinere Unternehmen von der Digitalisierung profitieren. Wer sich weiterhin dagegen sträubt, könnte zeitnah zu einem Umdenken gezwungen werden. Aufgrund des Drucks durch die Konkurrenz, die vermehrt Prozesse digitalisiert hat, können sonst Marktanteile verlorengehen.
Arbeitsplätze durch Digitalisierung in Gefahr?
Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Risiken, die mit der Digitalisierung einhergehen. Arbeitnehmer haben hier vorrangig Angst vor der Substitution durch Roboter und Algorithmen. Dass sich der Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten aufgrund der Digitalisierung deutlich verändern wird, ist unbestritten. Allerdings ist es nicht klar, wie viele Arbeitsplätze tatsächlich wegfallen. Der Mensch kann in vielen Bereichen ohnehin nicht komplett durch Maschinen ersetzt werden. Vielerorts werden die Arbeitnehmer auch nur durch die neuen Technologien unterstützt – was zu jener angesprochenen Produktivitätssteigerung führen würde.
Lästige oder aufwendige Tätigkeiten werden somit an die KI oder Roboter ausgelagert und der einzelne Mensch wird leistungsfähiger. Inwiefern die Unternehmen und Volkswirtschaften davon profitieren, bleibt abzuwarten. Zudem ist die Nutzung des Wachstumspotenzials von den politischen Rahmenbedingungen abhängig.
Ebenso dürfen wir die volkswirtschaftliche Bedeutung von Bildung nicht unterschätzen. Denn nur mit dem Wissen um die neuen Technologien können diese auch gewinnbringend eingesetzt werden. Die Digitalisierung bietet aber langfristig betrachtet ein erhebliches Wachstumspotential, denn es handelt sich um einen Megatrend der gesamten Weltwirtschaft. Konsequenterweise wird sich das auch in den globalen Aktienmärkten niederschlagen – und zwar positiv. Die Digitalisierung steht aber nicht allein für die Maßnahmen gegen den Abschwung.
https://trading-treff.de/wirtschaft/die-digitalisierung-in-der-finanzbranche-kommt-knueppelhart