Die Bedeutung der Geschehnisse in China kann in Bezug auf die globalen Lieferketten nicht überschätzt werden. Hier braut sich etwas zusammen, was einen wahren Schock auslösen könnte. Das ist dem Umstand geschuldet, dass China zur globalen Fabrik herangewachsen ist.
Während China im SARS Jahr noch weniger als 10% der Weltwirtschaftsleistung für sich beanspruchen konnte, so liegt ihr aktueller Anteil bei fast 20%. Viele Schlüsselkomponenten für die verschiedensten Industrien, kommen aus dem Reich der Mitte.
Beobachtungen zu den Lieferketten
Wichtige Produkte werden in China hergestellt, welche die für viele Industrien benötigt werden. Hier möchte ich nur zwei Beispiele aus zwei verschiedenen Industriezweigen nennen.
- Ein großer Teil der Medizinisch wirksamen Bestandteile von Medikamenten wird in China hergestellt.
- Vieles von dem in der Lebensmittelindustrie benutzten Vitamin C, welches als Antioxidanz Verwendung findet, stammt aus China.
Sollten die Lieferketten weiter beeinträchtigt werden, so wird das globale Lieferketten System der Pharmabranche, wie auch der Nahrungsmittelindustrie unter enormen Stress stehen. In einem solchen Fall wären Engpässe kaum zu vermeiden.
Diese Beobachtung betrifft weit mehr als nur die beiden Industrien, es sind im Grunde genommen alle Bereiche der Wirtschaft betroffen.
Es ist ein Risiko, welches in der Fragilität der Lieferketten geboren wurde.
Neue Orientierung: Der Fokus verlagert sich
In den vergangenen drei Jahrzehnten war der Unternehmensfokus auf die Kosteneffizienz der Lieferketten gelegt worden. Es wurde Outsourcing betrieben, die Lieferketten verschlankt. Die Konzentrierung auf wenige Hersteller und Regionen wurde betrieben, um Kosten zu sparen. Hierdurch erhöhte sich jedoch die Fragilität des gesamten Systems.
Jetzt im Angesicht einer unmittelbaren Unterbrechung der Lieferketten, stehen die Industrien weltweit vor riesigen Problemen. Manche Unternehmen werden sogar in ihrer Existenz gefährdet sein, sollte es zu einer Unterbrechung kommen.
Es ist die Beschleunigung eines Trends, der schon vor einigen Jahren begonnen hat. Die Diversifizierung der Lieferketten, nicht nur auf mehr Zulieferer sondern auch über viele Länder und Regionen hinweg. Selbst die Rückkehr zur Produktion in den Heimatländern lässt sich stellenweise beobachten.
Der Trend
Die aktuelle Organisation der Lieferketten ist im höchsten Maße fragil.
Das Ideal des Liberalismus, der neutrale Markt, ist so wie es scheint gescheitert. Eine neue Art des Merkantilismus breitet sich aus. Diese Bewegung wird mit der Zeit zu einem Trend, die Neuordnung der Lieferketten schreitet voran. Dabei sind mehrere Leitgedanken zu erkennen.
a) Es ist notwendig alternative Produktionsstandorte auf- bzw. auszubauen. Standorte welche in verlässlichen Ländern oder direkt im heimischen Einfluss- / Machtbereich liegen. Ein solcher Schritt erhöht die Rechtssicherheit und damit auch die Planungssicherheit. Hier ist zu bedenken, dass der Primat der Politik zurückgekehrt ist.
b) Zusätzlich muss die Diversität der Zulieferer erhöht werden, sodass der Ausfall von einem, nicht die eigenen Operationen gefährdet. Das Prinzip der Redundanz sollte hier helfen können.
c) Für die einzelnen Staaten wird es zunehmend wichtig sein, dass von den Elementaren Dingen mindestens ein Minimum aus heimischer Produktion stammt, um ein gewisses Maß an Selbstständigkeit und Durchhaltefähigkeit gewährleisten zu können.
Wie wird gehandelt?
Die einzelnen Staaten kämpfen hier kurzfristig mit vier Mitteln:
- Steueranreize
- Subventionen
- Regulierungen
- Zölle
Mittel- bis Langfristig sind für die Unternehmen jedoch weitere Punkte von größter Bedeutung wie zum Beispiel
- das Bildungsniveau der Arbeitsfähigen Bevölkerung.
- die Kapazität der Infrastruktur.
- die Rechtssicherheit.
- Nähe zu den Zielmärkten
- bestehende und zukünftige Handelsabkommen
Insgesamt ist es ein schon seit Jahren laufender Prozess, der jetzt durch das Coronavirus eine extreme Beschleunigung erfahren könnte.
Wie folgendes Beispiel zeigt kann mit Unterbrechungen der einzelnen Operationen von verschiedenen Unternehmungen gerechnet werden. Diese Information ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, da die Quelle nicht bestätigt ist.
A very large Finnish company was told, by their Chinese supplier, that freight from #China will cease.
This is getting serious, fast. 👉 https://t.co/pmn6YM63M2#coronavirus #economy https://t.co/IN1qDkCSfA
— Tuomas Malinen (@mtmalinen) January 30, 2020
Bei dem oben angesprochenen Prozess handelt es sich um den ausgebrochenen Kampf über die Neue Weltordnung und wer sie denn mitbestimmen darf und kann.
Dieser Prozess wird zukünftig einen immer größeren Einfluss auf das Handeln der einzelnen Unternehmungen haben.