Jedes Quartal erwartet die Finanzcommunity die BIP Veränderungen der einzelnen Länder. Manchmal füllen sie ganze News Seiten, oft bewegen sie sogar die Märkte. Während das BIP der westlichen Länder relativ gut miteinander verglichen werden kann, so sieht es in Bezug auf China gänzlich anders aus. Auf diesen Unterschied hatte Herr Michael Pettis schon im Januar 2019 hingewiesen.
Chinas BIP, der feine Unterschied
In den westlichen Ländern wird beim BIP der Output des Wirtschaftssystems gemessen. Dabei muss bedacht werden, dass auch hier nicht neutral gemessen wird. Die Zahlen sind auch in der westlichen Welt immer von der Politik beeinflusst. Das ist Normal und sollte einen nicht verwundern. Somit ist es auch kein Wunder, dass die BIP Zahlen Chinas nicht neutral sind. Diese sind definitiv dem politischen Willen der Kommunistischen Partei untergeordnet, was an sich kein Problem darstellen würde. Doch es gibt einen bedeutenden Unterschied, der einen direkten Vergleich mit den BIP Zahlen der westlichen Länder unmöglich macht.
In China wird nicht der Output des Wirtschaftssystems gemessen, sondern der Input. So ist es auch zu erklären, wie treffgenau die BIP Ziele der Zentralregierung getroffen werden.
So kommt es seit vielen Jahren zu, im kapitalistischen Sinne, unsinnigen Investitionen, wie zum Beispiel im Immobilienbereich. Es wird Summe X in ein Projekt gesteckt und damit nach chinesischer Lesart das BIP um genau die Summe X erhöht. Hierbei wird nicht darauf geachtet, ob mit dem Bau weiterer Hochhäuser ein Mehrwert geschaffen wird oder nicht.
Die Zentralregierung gibt ein Ziel heraus und die einzelnen Provinzregierungen erfüllen es. Das geschieht, indem sie die entsprechende Summe als Investitionen in das System hineingeben.
Das ist eine fragliche Praxis, denn egal welche wirtschaftliche Aktivität in China stattfindet, sie geht immer zurück auf die Regierung, ob Zentral- oder Provinzregierung ist hierbei egal. Diese im kapitalistischen Sinne unsinnigen Investitionen werden mit Schulden finanziert. Was kein Problem wäre, würden diese Investitionen einen positiven Cashflow erzeugen, mit dem die aufgenommen Schulden bedient werden könnten.
Zweifel an der realen BIP Höhe & Verschuldungsgrad
Daran kann aber gezweifelt werden. Es ist wahrscheinlicher, dass dem enormen Schuldenberg Chinas ein großer Teil unsinniger Investitionen entgegenstehen, die keinen positiven Cashflow erzeugen. Damit stehen den Verbindlichkeiten wesentlich geringere Werte gegenüber, als angenommen.
Dadurch verschiebt sich nicht nur die Bewertung des chinesischen BIP Wachstums, sondern auch der daran gemessene Verschuldungsgrad. Es kann davon ausgegangen werden, dass das BIP Chinas seit vielen Jahren eine wesentlich geringere Wachstumsrate aufweist, als offiziell ausgewiesen wird. Damit liegt der Verschuldungsgrad in Relation zum BIP wahrscheinlich deutlich höher, als oftmals vermutet.
Mit welchem Ziel die andere Interpretationsweise der BIP Berechnung erfolgt ist relativ egal. Wichtig ist, dass man sich diesen Unterschied immer vor Augen führt, wenn von dem chinesischen BIP die Rede ist.
Quelle: Michael Pettis – „What is GDP in China“
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