In diesem Artikel erfährst Du mehr zur Earnings Season, die vor allem in den USA eine hohe Bedeutung für die Aktien an der Wall Street und deren Entwicklung hat. Was ist beim Trading in dieser Zeit zu beachten?
Die Earnings Season (Gewinnsaison) in den USA bezeichnet die Phase, in der börsennotierte Unternehmen ihre Quartalsberichte veröffentlichen. Was ist darin enthalten und warum ist der Zeitraum so wichtig?
Große Relevanz der Bilanzdaten
Alle vierteljährigen Berichte der Unternehmen enthalten wichtige Finanzdaten wie Umsatz, Gewinn, Gewinn pro Aktie (EPS), Cashflow und Ausblick auf die zukünftige Geschäftsentwicklung. Daraus lassen sich Rückschlüsse über die Geschäftstätigkeit und auch ein Ausblick für das nächste Quartal ablesen. Für Anleger, Analysten und Marktbeobachter ist die Earnings Season daher eine entscheidende Zeit, um die finanzielle Gesundheit und Performance von Unternehmen zu bewerten. Im Abgleich mit verwandten Unternehmen aus der gleichen Peer Group lassen sich dann diese Unterschiede im Trading nutzen.
So läuft die Earnings Season ab
Die Earnings Season findet in den USA in der Regel viermal im Jahr statt, entsprechend den vier Geschäftsquartalen eines Unternehmens. Sie beginnt etwa zwei bis drei Wochen nach dem Ende eines Quartals und dauert mehrere Wochen an. Die Quartale enden typischerweise am 31. März, 30. Juni, 30. September und 31. Dezember. Die meisten Unternehmen veröffentlichen ihre Berichte in den Monaten Januar, April, Juli und Oktober.
Wichtige Aspekte der Earnings Season
- Berichtspflicht: Nach den Regeln der US-Börsenaufsicht (SEC) müssen Unternehmen, die an den Börsen wie der NYSE oder der NASDAQ notiert sind, ihre Ergebnisse fristgerecht bekanntgeben.
- Besonderes Augenmerk auf Blue-Chip-Unternehmen: Die Quartalsberichte großer Unternehmen, etwa aus dem S&P 500 oder Dow Jones, stehen im Fokus, da ihre Performance oft den gesamten Markt beeinflusst.
- Markterwartungen und Überraschungen: Analysten prognostizieren im Vorfeld die zu erwartenden Zahlen. Wenn ein Unternehmen die Erwartungen übertrifft, kann das die Aktienkurse positiv beeinflussen, während enttäuschende Ergebnisse oft Kursrückgänge auslösen.
- Konferenzschaltungen: Neben der Veröffentlichung der Zahlen halten viele Unternehmen sogenannte Earnings Calls ab. Dabei erläutern die Unternehmensführung und das Management die Ergebnisse, beantworten Fragen von Analysten und geben Einblicke in die Geschäftsaussichten.
- Marktreaktionen: Die Earnings Season führt oft zu erhöhter Volatilität an den Aktienmärkten, da Investoren auf die Berichte und Aussagen der Unternehmen reagieren.
Traditionell beginnen die Bankenwerte mit der Veröffentlichung ihrer Bilanzen. Goldman Sachs, JPMorgan Chase oder auch Wells Fargo und Citi sind daher die ersten Unternehmen an der Wall Street mit Einblicken in ihre jüngsten Bilanzen. Eine gute Übersicht hast Du auf Seeking Alpha.
Hohe Bedeutung für das Trading
Die Earnings Season ist entscheidend für die Preisbildung an den Börsen und damit für die Kursbewegungen. Oftmals werden Trends ausgelöst, neue Analystenratings vergeben, oder ganze Branchen zum Kauf empfohlen. Investoren wie Warren Buffett erhalten damit auch Einblicke in die tatsächliche Geschäftsentwicklung von Unternehmen. Dieser Einblick ermöglicht eine Einschätzung darüber, wie sich wirtschaftliche Rahmenbedingungen auf verschiedene Branchen auswirken. Gleichzeitig nutzen Analysten die Ergebnisse, um ihre Modelle und Kursziele zu aktualisieren – genau darüber sprechen wir in den einzelnen Aktienanalysen in der Sektion Aktien mehrfach in der Woche.
Für den breiteren Markt bietet die Earnings Season auch Hinweise auf makroökonomische Trends, etwa durch Aussagen zu Nachfrage, Kostenstrukturen oder geopolitischen Risiken. Mehr dazu findest Du im Bereich Wirtschaft auf Trading-Treff!