Der DAX kam heute nicht in Schwung und büßte am Nachmittag, entgegen der freundlichen Wall Street, sogar einiges an Punkten ein. Hintergrund war unter anderem eine extrem schlechte Performance der Wirecard-Aktie. Sie notierte zweistellig um Minus und belastete damit den Aktienmarkt. Was war hier der Hintergrund und wie sehen die Zahlen dazu aus?
Geschäftsbericht von Wirecard
Die Geschäfte laufen beim Zahlungsdienstleister sehr gut. An den jüngst veröffentlichten Quartalszahlen ist nichts auszusetzen. Hier stieg der Umsatz allein im vierten Quartal auf Basis vorläufiger Zahlen um 36 Prozent auf 637,5 Millionen Euro. Dieser Umsatzanstieg wirkt sich direkt auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) aus. Dies kann um 37 Prozent auf 172,9 Millionen Euro zulegen. Damit wurden die Analysen geschlagen, die es im Vorfeld durch Factset-Befragungen gab. Hier gab es im Mittel die Annahme von 620 Millionen Euro Erlösen und einem EBITDA von 172 Millionen.
Schaut man auf das Gesamtjahr 2017, so stieg der Umsatz sogar noch kräftiger. Hier ist eine Steigerung von 41 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro berichtet worden, bei einem EBITDA von 568,3 Millionen Euro. Immerhin 38 Prozent mehr als im Vorjahr und damit am oberen Band der eigenen Unternehmenserwartungen. Auch hier wurden die Analysen geschlagen, welche bei 2,05 Milliarden Euro Umsatz und einem EBITDA von 564 Millionen Euro lagen.
Dennoch waren die Aktien heute am Ende der DAX-Rangliste zu finden. Was war hierfür der Hintergrund?
Spätere Anschuldigungen an die Wirecard AG
Am Nachmittag erschien ein äußerst kritischer Bericht in der Financial Times, der die Aktie unter Druck setzte. Zeitweise verlor sie mehr als 20 Prozent und konnte sich von diesem Verlust nicht mehr ganz erholen. Es blieb am Tagesende des XETRA-Handelssystems ein Minus von 13 Prozent übrig. Der Tagesverlauf sieht wie folgt aus:
Die Meldung, welche für den Kursrutsch verantwortlich war, kam zur Eröffnung der Wall Street. Wie die Financial Times in der heutigen Online-Ausgabe berichtete, soll es bei der Wirecard AG im vergangenen Jahr verdächtige Geschäftspraktiken gegeben haben. Grundlage dieser Anschuldigung ist eine zugespielte interne Präsentation, die sich mit zweifelhaften Geldströmen beschäftigt haben soll – das Manager Magazin und andere Quellen berichten aktuell darüber.
Ein Dementi aus dem Unternehmen folgte umgehend und betitelte diesen Bericht als „völlig substanzlos“.
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Zurück bleibt dennoch ein Kurssturz in der Aktie und ein DAX knapp unter Vortagesniveau, während der Dow Jones aktuell 400 Punkte zulegen kann.
Aussichten für das Unternehmen
Im Geschäftsbericht wurde auch ein Ausblick geäußert. Wie auf finanzen.net zu lesen ist, liegt die EBITDA-Prognose der Wirecard AG für 2019 unverändert bei 740 bis 800 Millionen Euro.
Sollte sich der Kurssturz heute als nicht korrekt recherchiert erweisen, ist das aktuelle Niveau sicherlich einen zweiten Blick für Aktionäre wert. Denn es könnte sich hierbei um eine Short-Attacke handeln. Finanzen.net hat hierzu eine historische Passage abgedruckt:
Wirecard ist schon des öfteren mit fragwürdigen Geschäftspraktiken in Verbindung gebracht worden, nachgewiesen wurde dem Unternehmen jedoch bisher nie etwas. Aufsehen erregte vor allem ein im Februar 2016 lanciertes Papier eines selbsternannten Researchdienstes namens „Zatarra“, das vor Vorwürfen rund um fragwürdige Geschäftspraktiken nur so wimmelte. Bekannt gemacht hatte das Papier unter anderem ein Finanzblog der „Financial Times“. Hinter dem „Zatarra“-Bericht steckte nach Ansicht von Experten damals eine Attacke von sogenannten Short-Sellern, die mit fallenden Aktienkursen Geld verdienen. Damals verlor die Aktie ebenfalls deutlich an Wert – allerdings auf einem deutlich niedrigeren Kursniveau als derzeit.
Die Aktie ist nun auf Sicht von 6 Monaten wieder im Minus und hat den Aufschwung im DAX von diesem Jahr quasi neutralisiert:
Wir bleiben für Sie an dem Thema dran.
Ihr Martin Kronberg