Immer mehr Medien berichten von dem Nasdaq Wal. Gemeint ist die Gesellschaft Softbank, die in den letzten Wochen mutmaßlich sehr aktiv am Markt für Optionen und Technologieaktien aufgetreten ist. So soll der Konzern für Milliarden Derivate auf steigende Kurse gekauft haben, und damit den ohnehin starken Anstieg der Tech-Aktien weiter befeuert haben. Wie passt nun der Rücksetzer im Markt in dieses Bild?
Natürlich ist auch ein Wal nur ein Fisch im unendlichen Ozean. Diesen Umstand musste der Softbank Konzern in den letzten Tagen erfahren. Die Kurse an der Technologiebörse Nasdaq brachen zum Teil deutlich ein und beendeten damit vorerst die fulminante Börsenrallye der Monate nach dem Corona bedingten Abverkauf. Ob es eine zu sorglose Grundstimmung unter den Kleinanlegern war, oder ob am Ende andere Finanzinstitutionen wie zum Beispiel Hedgefonds von den Käufen der Softbank Group Wind bekamen ist unklar.
Klar ist allerdings, dass die Nasdaq und einige der Haupttreiber der vergangenen Monate eine Vollbremsung auf das Parkett legten. Mittlerweile belaufen sich die Kursverluste der Technologiebörse auf über 10 Prozent.
Wie geht es weiter?
Interessant in dem Zusammenhang der steigenden Kurse und der großen Wetten von Softbank ist der Umstand, ob der Konzern weiterhin offenen Positionen in Milliardenhöhe hat, oder diese noch vor dem Kurssturz abbauen konnte. Denn je größer mögliche offenen Wetten noch sind, desto größerer könnte der Abwärtsdruck vor dem Verfallstag sein. Denn je dichter das Laufzeitende von Derivaten auf steigende Kurse kommt, desto weniger müssen diese Positionen bei fallenden Kursen gehedget werden. Hedgen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man offenen Risiken aus Geschäften durch andere Geschäfte reduziert.
Der Zusammenhang ist dabei recht einfach. Die Verkäufer von sogenannten Call-Optionen haben ein offenes Risiko, welches mit einem weiteren Anstieg der Börsenkurse ebenfalls ansteigt. Und je länger eine Call-Option noch läuft, desto höher könnten die Kurse bis zum Laufzeitende noch steigen. Dieser Umstand ist auch am Markt für Optionsscheine ersichtlich. Wenn Sie zwei Call Optionsscheine miteinander vergleichen, deren andere Rahmendaten identisch sind, ist im Normalfall der Schein mit der längeren Laufzeit auch der teuerste. Denn das theoretische Potenzial einer „Wette“ steigt mit der vereinbarten Laufzeit.
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Demnach könnten die Verkäufer von Call Optionen in den letzten Wochen zu Käufen in den betreffenden Aktien gezwungen worden sein. Denn so können die Risiken aus den offenen Wetten reduziert werden. Während die verkaufte Call-Option bei steigenden Kursen Geld kostet, bringen die gekauften Aktien Geld ein. Doch was passiert nun gegen Ablauf dieser Geschäfte?
Die große Unbekannte der Milliardenwetten
Die große Frage ist also, wie hoch die offenen Wetten auf steigende Kurse wirklich sind. Denn jeder Tag, an dem der Verfall dichter rückt, wird der Druck aus diesen offenen Wetten für die Verkäufer der Optionen reduziert. Zusätzlich dazu, sind die Kurse bereits deutlich gefallen. Das dürften ermöglichen einige Aktienpositionen, die nur als „Hedge“ gekauft wurden, zu verkaufen. Während Verfallstage in der Vergangenheit deutlich an ihrer damaligen Magie eingebüßt haben, könnte der nun kommende Verfallstag und die Tage davor nach langer Zeit wieder für Spannung sorgen.