Seit Wochen liegen die Nerven der Investoren und Trader blank. Der DAX stürzte im Zuge der Panik um das Coronavirus dramatisch ab und verlor über 5.000 Punkte in wenigen Tagen. Doch seit ein paar Wochen nun drehte der Trend wieder und der DAX erholte sich deutlich. Dank der Technologiebörse NASDAQ, die eine besonders beeindruckende Performance zeigte, schauen erste Händler bereits auf die alten Allzeithochs. Doch dieser Blick könnte zu optimistisch sein.
Natürlich ist jedem Börsianer klar, dass am Ende auch die Aktienkurse durch Angebot und Nachfrage bestimmt werden. Nicht die Zinsen, nicht die wirtschaftliche Realität noch die Gewinnerwartung der Aktiengesellschaften ist für die Kurse verantwortlich. Am Ende zählt die Nachfrage nach Aktien und das Angebot der Aktienhalter. Doch natürlich werden Angebot und Nachfrage von Einflussfaktoren wie der Wirtschaft bestimmt. Und aus diesem Grund fällt es immer schwerer, die teilweise kräftige Erholung mit der ökonomischen Realität in Einklang zu bringen. Denn die Auswirkungen der Ausgangssperren und der eingestellten Produktion sind noch lange nicht flächendeckend sichtbar. Für einige Länder dürfte die Coronakrise deutlich schlimmer verlaufen, als es die „große Finanzkrise“ von 2009 je hätte schaffen können. Doch warum steigen die Börsen trotzdem?
Die Gründe hinter dem Anstieg des DAX
Am Ende ist es eine Kombination aus vielen Aspekten. Doch die wohl wichtigsten Einflussfaktoren auf die weltweiten Indizes und damit auch auf den DAX sind vor allem die unglaublich großen Kaufprogramme der Zentralbanken und die weiterhin niedrigen Zinsen in Verbindung mit dem Willen diese weiter historisch niedrig zu halten. Vor allem die Ankäufe von verzinslichen Titeln am Markt flutet die Welt weiter mit unglaublich riesigen Summen an Zentralbankgeld. Ein Absturz der Börsen ist damit in der Tat unwahrscheinlicher geworden. Rahmendaten die „jeder kennt“ sind für diese Übermacht an Geld kein echter Grund die Rallye aufzuhalten.
Doch genau hier zeigt sich auch der Grund, warum der Blick auf die Allzeithochs im DAX verfrüht sein könnte. Immerhin sind es genau die kommenden Tage und Wochen, die uns aufzeigen werden, dass die komplexe Welt, in der wir leben, Überraschungen für uns bereithalten wird. Wir werden Auswirkungen sehen, die zwar theoretisch für möglich gehalten werden, aber bisher kaum wirklich in Betracht gezogen werden. Ökonomische Ausprägungen wie zum Beispiel ein inflationärer Schock sind in den Bereich des möglichen gekommen. Sprunghaft ansteigende Preise sind bereits an vielen Stellen zu beobachten. Vor allem im Bereich der Nahrungsmittel gibt es teilweise deutliche Preisschübe. Doch was bedeutet das alles nun für den DAX?
Fazit
Da wir uns aktuell nun an einem Punkt befinden, an dem die ersten echten Ausläufer sichtbar werden, dürften die Zeiten nun bewegter werden. Während die Politik vor allem die Regeln und Aufhebungen eben dieser im Fokus haben, setzen immer mehr reale Auswirkungen auf die Menschen ein, die viel zu wenig auf ihre Wechselwirkungen hin untersucht werden. Der Anstieg von Lebensmittelpreisen hat Auswirkungen auf das allgemeine Konsumverhalten. Anschaffungen aus dem nicht existentiellen Bereich werden zurückgestellt und die Unsicherheit wächst trotz der „Normalisierung“ im Alltag. Selbst eine Diskussion über neue Prämien für den Neuwagenkauf haben Signalwirkung. Die Anschaffung eines Neuwagens wird unter diesen Umständen sehr unattraktiv. Immerhin würde sich der Käufer eines Neuwagens wie der große Verlierer fühlen, sollte es aufgrund des wirtschaftlichen Einbruchs dann 4 Wochen später tatsächlich zu einer neuen Abwrackprämie oder ähnlichen Modellen kommen.
Damit zeigt sich deutlich, dass die Allzeithochs zwar immer weiter in Reichweite kommen, der Blick auf diese aber zu früh kommen sollte. Am Ende ist natürlich alles möglich, aber die nächsten Wochen könnten ungemütlich werden. Nicht nur Spanien, Italien und Frankreich werden die noch versteckten Auswirkungen zu spüren bekommen. Auch Deutschland kann sich nicht von diesem komplexen Zusammenhängen lösen – im Gegenteil.