Normalerweise haben Viren keinen Einfluss auf Börsenkurse. Jedes Jahr ist die Grippeepidemie unterwegs und die Kurse an den Börsen machen das, was sie immer machen. Doch mit dem Coronavirus könnte sich diese Situation ändern. Spätestens nachdem Italien zu drastischen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus greift, geht ein ungutes Gefühl in Europa um. Welche Auswirkungen wird das Coronavirus auf Aktien, Anleihen und Gold unter diesen Bedingungen haben?
Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken sind die neuen Verkaufsschlager. Während in China bereits chaotische Zustände herrschen, erreicht die Angst vor dem neuartigen Coronavirus (Covid-19) nun auch Europa. Wie verschiedene Medien berichten, werden in Italien zum Teil drastische Maßnahmen ergriffen, nachdem es zu zwei Todesfällen gekommen ist, die mit dem Virus in Verbindung gebracht werden. Und auch die Neuinfektionen schnellen nach oben. Könnte es nun auch in Europa zu Werksschließungen kommen?
Coronavirus – Auswirkungen auf die Wirtschaft werden spürbar
Nachdem es bereits einen deutlichen Einbruch der Wirtschaftsaktivität in China gab, kommt nun das Herz Europas in den Fokus der Beobachter. Denn anders als in den letzten 11 Jahren nach der Finanzkrise können Politik und Wirtschaft kaum etwas im Kampf gegen eine Wirtschaftsschwäche durch die Stoppung der Produktion tun.
Während sich die geldpolitischen Maßnahmen auf Nachfrageschwäche durchaus stimulierend auswirken können, sind Werksschließungen nichts, was mit niedrigen Zinsen oder Anleiheaufkäufen behoben werden könnten.
Anleihekäufe im QE-Programm – Kann die EZB jemals aufhören?
Denn in diesem Zusammenhang wäre es zusätzlich zur Nachfrage auch das Angebot, welches schwächeln könnte. Damit steigert sich das Problem rund um das Coronavirus vom medizinischen Ausmaß auf ein zusätzlich wirtschaftliches. Was bedeutet das für die Kapitalmärkte?
Auswirkungen auf den Aktienmarkt
Natürlich sind Prognosen immer schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. Allerdings wären Einschränkungen in der Produktion ein echtes Problem. Einen Aktienmarkt nahe am Allzeithoch, in einer exportgetriebenen Volkswirtschaft wie die Deutschlands, ist in der Tat nur schwer vorstellbar. Sollte es also über die nun in Italien abgeriegelten Gebiete hinaus deutlich mehr Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens geben, ist der Punkt erreicht, in dem die Auswirkungen auf die Wirtschaft spürbar werden könnten. Spätestens dann ist die Prognose, dass der Markt kaum auf das Virus reagieren wird (welche bis zum heutigen Tag treffend war) nicht mehr haltbar. Der DAX könnte dann durchaus deutlich leiden.
Einzig direkte Aktienkäufe der EZB dürften dann noch helfen, um die Märkte oben halten zu können.
Auswirkungen auf den Anleihemarkt
Im Normalfall sind Anleihen die bevorzugte Anlageklasse in schwierigen Situationen. Allerdings befinden wir uns im Anleihemarkt nicht mehr in einem „normalen“ Markt. Das dauerhafte Eingreifen der EZB durch die QE Maßnahmen sorgt für eine riesige Verzerrung in den Kursen der Zinspapiere. Selbst zweifelhafte Bonitäten sind durch diese Maßnahmen auf historisch niedrige Renditen gefallen. Allerdings könnte der Risikoappetit der Assetmanager im Falle einer Ausweitung der Covid-19-Problematik innerhalb Europas abnehmen. Damit wären zwar Staatsanleihen ein möglicher Zufluchtsort – High Yields könnten allerdings Probleme bekommen. Ein Blick auf High Yield-Rentenfonds wird uns in den nächsten Tagen dazu Auskunft geben.
Auswirkungen auf Gold
Im Goldmarkt ist die Lage sehr schwierig zu beurteilen. Natürlich gilt auch Gold als absolut sicherer Hafen. Allerdings sind in diesem zuletzt sehr beliebten Markt sehr viele politische Interessen zu finden. Allein der große Hunger Chinas nach diesem Edelmetall ist in der aktuellen Lage nicht vorhersehbar. Und neben der reinen Logik entscheiden am Ende eben doch Angebot und Nachfrage über die Kurse eines Gutes. Aus diesem Grund dürfte im Gold vor allem eines nicht auftreten – Langeweile. Für Investoren der letzten Jahre und treue Leser von Trading-Treff ist dieser Umstand allerdings auszuhalten. Immerhin notiert der Goldpreis für Euroanleger längst über den alten Allzeithochs. Und auf die hervorragenden Bedingungen des Goldmarktes, haben wir oftmals hingewiesen. Auch das Chartbild zeugt von einer deutlichen Entwicklung, die sich am Freitag noch einmal zuspitzte:
Fazit
Nachdem es mittlerweile nicht mehr so aussieht, als wäre das Coronavirus nur in China ein Problem, könnten die nächsten Wochen holprig werden. Sowohl Aktien wie auch einige Anleihen könnten unter Druck geraten. Für den seit 11 Jahren anhaltenden Bullenmarkt werden nun Probleme sichtbar, die nicht durch Zinsen, Steuern und neues Geld gelöst werden können. Allerdings bleibt die Hoffnung, dass die weltweit ergriffenen Maßnahmen am Ende doch von Erfolg gekrönt sein sollten.