Als Börsianer steht man häufig vor dem Problem, unterschiedliche Handelszeiten in verschiedenen Produkten vorzufinden. Nicht nur in der Charttechnik, also der Analyse des Charts, sondern auch im Handel bei der Auswahl der Instrumente. Dabei gibt es verschiedene Handelszeiten für Trading-Instrumente wie Zertifikate und CFDs. Wie sich diese auf die Charttechnik und damit auch auf das GAP-Trading auswirkt, zeige ich in diesem Artikel auf.
DAX Handelszeit einstellen
Welche DAX Handelszeiten es gibt, hatte ich bereits im Artikel „Handelszeiten im DAX – Welche unterschiedlichen Zeiten sind relevant?“ erläutert. Viele Anleger machen sich darüber leider zu wenig Gedanken und öffnen einfach den Chart. Doch schon an der Stelle könnte ein erstes Missverständnis auftreten. Denn was ist im Chartbild zu sehen? Der DAX mit Orientierung am DAX-Future bei der Handelszeit 8.00 bis 22.00 Uhr? Oder vielleicht nur der XETRA-DAX von 9.00 bis 17.30 Uhr? Wenn dies erst um 18 Uhr auffällt, weil das Chartbild sich nicht mehr aktualisiert, dann war es vermutlich diese Einstellung…
Doch Ironie beiseite; im Trading kann man bei den gängigen Tools und Trading-Instrumenten oftmals schon vorab die Handelszeiten einstellen oder wenigstens vorher finden. Einmal in den Zeitzonen mit konkreter Uhrzeit, aber auch oft mit der Auswahl des Trading-Instruments. Genau dies habe ich einmal für die vergangen Tage hier getan.
Handelszeiten für Trading-Instrumente trotz Feiertag und Nacht
Auch dies ist im Trading durchaus verbreitet, vor allem beim CFD-Handel. Die DAX Handelszeit scheint nur vom Wochenende begrenzt. So kann man bei JFD Brokers den „German 30 Index“ (ein Derivat auf den DAX an der Börse) fast 24 Stunden mit nur kleinen Unterbrechungen (von 22:15 bis 22:30 und von 23:00 bis 00:00 CET/CEST) handeln.
Dort ist auch ein Feiertag kein Grund, den Handel zu unterbrechen. Denn wer als Broker ein Pricing in der Nacht vollziehen kann, der kann es mit Blick auf die anderen internationalen Märkte, Devisen und Rohstoffe dann auch an einem Feiertag. So zum Beispiel gestern geschehen. Und damit zum ersten Chartbild – der DAX Handelszeit vom 24. Oktober bis heute 1. November nur mit den genannten kleinen Unterbrechungen:
Das sieht für eine Chartanalyse doch sehr brauchbar aus, oder? Man kann hier Linien anlegen, Trends diagnostizieren oder auch Unterstützungen finden. Fast rund um die Uhr! Nur eines wird nicht klappen: Das GAP-Trading. Denn in dieser Konstellation entstehen wenige bis keine GAPs.
DAX Backtest – Die GAP Fade-Strategie als erste Gelegenheit des Handelstages
Im Vergleich zur Börse und deren Kursen ist dies letztlich ein veränderter Chartverlauf. Dieser würde dann auch andere Linien und letztlich Rückschlüsse für das Trading generieren. Daher vergleiche ich dies nun mit der gleichen Einstellung „Stundenchart“.
DAX Handelszeit XETRA
Zum Vergleich hier der CFD-Kontrakt, der sich am XETRA-Markt (dazu hier im Artikel „Was ist XETRA?“ mehr) bzw. dessen Handelszeiten 09:00 – 17:30 CET/CEST orientiert. Dort ist sofort ein GAP bzw. zwei ersichtlich. An solchen Kurslücken ist die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer besonders hoch. Aber schauen Sie selbst:
Hier sind zwei GAPs sofort sichtbar und je nach Anleger ein „Gewinn über Nacht“ oder eine Ausweitung von Verlusten. Auf jeden Fall eine Möglichkeit, als Trader an diesen Punkten aktiv zu werden. Zum genauen Abgleich der Punkte schaue ich immer auf die originären XETRA-Daten:
- Eröffnung
- Hoch
- Tief
- Schlusskurs
- ggf. Handelsspanne
Fehlerquelle bei der Handelszeit unterschiedlicher Trading-Instrumente
STOPP! Hier kommt eine weitere Fehlerquelle. Der Feiertag am 31.10.2017 ist nicht ausgeblendet. Denn dies war ein Börsenfeiertag und damit kein XETRA-Handel vorhanden. Die aufgezeichneten Kurse sind nur ein Teil der Kurshistorie des Brokers, aber keine „echten Börsenkurse“. Um dies korrekt abzubilden, muss auch dieser Teil aus dem Chartbild entfernt werden:
Nun sieht das GAP gänzlich anders aus. Aus zwei GAPs wurde ein GAP und dies ist mit dem Wissen um die Schluss- und Eröffnungskurse auf einmal 113 Punkte groß. Anleger vom Montagabend haben somit im reinen DAX-Investment entweder einen Zusatzgewinn von 113 Punkten an der Börse (!) erzielen können oder einen Verlust um diese Spanne. Dies ist umso gefährlicher bei Knock-Out-Zertifikaten, deren Handelszeiten für Trading-Instrumente „Derivate“ allgemein doch meist an den Börsenkursen angeheftet sind.
Lassen Sie dies gerne einmal kurz wirken und danach lesen Sie mein Fazit.
Welche Handelszeiten sollte ich nutzen?
Um die Eingangsfrage aufzugreifen: Jeder darf natürlich wählen was ihm liegt. Doch für mich macht es nach 20 Jahren Handel nur Sinn, eine Orientierung vor dem Hintergrund dieses Wissens der Unterschiede zu finden. Konkret nutze ich die XETRA-Handelszeiten im DAX für die Visualisierung der GAPs und die Future-Handelszeiten an der Eurex (siehe dazu) für die Beobachtung der Kursbewegungen. Und auch für die Aktien, die auf Xetra gehandelt werden, macht die Einstellung auf XETRA Handelszeiten Sinn.
Wie man am Vergleich von Schaubild 1 und 3 sehen kann, macht eine Chartanalyse einen starken Unterschied, wenn man nur die Handelszeiten anpasst. Das ist auch logisch, denn nach XETRA-close kann in den USA noch eine Menge Bewegung geschehen. Letztlich gibt es daher auch die GAPs am nächsten Tag. Und da ich dies für den Eigenhandel so mag, behalte ich mir diese Charteinstellung als Präferenz weiterhin bei. Wie es sich mit den Handelszeiten für Trading-Instrumente wie Zertifikaten verhält, wird ebenfalls noch einmal gesondert zum Thema hier werden.
Und sollten Sie am Wochenende handeln wollen, gibt es auch dafür Möglichkeiten. Hier erfahren Sie, wann und wo Sie am Wochenende handeln können.
Viel Erfolg bei Ihrem Trading wünscht Andreas Mueller (Bernecker1977)
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