Die große Finanzkrise war der perfekte Sturm für unser komplexes Geldsystem. Nicht ganz aus dem Nichts, aber doch unerwartet heftig fegte ein unglaubliches Unwetter durch die Finanzzentren der Welt. Die Auswirkungen zeigten sich in Form von Bankenpleiten und heftigen Rückgängen der Realwirtschaft. Und bis heute sind die Nachwehen deutlich zu spüren. Es ist an der Zeit, über echte Lösungen zu reden – dem Helikoptergeld.
Der Zinssatz der EZB ist weiterhin historisch niedrig und die Ankaufprogramme von Wertpapieren über den Kapitalmarkt enden einfach nicht. Und natürlich verstehen die wirtschaftlich interessierten Anleger und Trader sehr schnell, warum dies so ist. Immerhin schrumpft die Wirtschaftsleistung in der Eurozone seit Jahren deutlich.
Wie passt ein Negativzins zur Wirtschaftsleistung
Äh, Moment mal, da ist mir ein Fehler unterlaufen. Die Statistik sagt dann doch etwas anderes. Scheinbar befinden wir uns hier innerhalb des Euroraumes in einem seit 2009 ununterbrochenen Aufwärtstrend.
Wenn man sich die Situation in Deutschland anschaut, befinden wir uns aktuell in der längsten Aufschwungphase seit über 50 Jahren. Und auch in anderen Euroländern entspannt sich die Lage deutlich und das Wachstum ist zurückgekehrt.
Doch wie passen diese Bedingungen zu einer Geldpolitik, die einen negativen Einlagesatz für Banken vorsieht? Und warum kauft die EZB in einer solch ausgedehnten Aufschwungphase weiterhin Anleihen? Was muss passieren, damit der Notenbankchef die Geldpolitik normalisieren würde? Oder ist eine echte Normalisierung gar nicht mehr möglich?
Normalisierung der Geldpolitik?
Die EZB weiß was sie tut, soviel steht für mich fest. Die Ankäufe der Anleihen sind aus Sicht der „klassischen Geldpolitik“ weiterhin notwendig, wenngleich der Druck nachlässt. Und dabei geht es vordergründig nicht um die Erzeugung von Inflation. Wie in einigen Beiträgen hier auf Trading-Treff bereits ausgeführt, erzeugen die QE-Maßnahmen der Notenbanken nicht direkt Inflation, wie es die Quantitätstheorie glauben machen könnte. Hier könnte eben das Helikoptergeld helfen, doch dazu später mehr.
Exkurs QE
Die Abkürzung QE steht für die englischen Worte quantitative easing. Auf deutsch sagen wir Quantitative Lockerung. Diese Begrifflichkeiten umschreiben die Ausweitung der Geldbasis eines Geldsystems.
Allerdings wurden durch die Ankäufe der Staatsanleihen die Refinanzierungskosten deutlich gesenkt. Außerdem werden Teile der Notenbankgewinne am Ende an die Staaten zurückgeführt. So zahlen die Staaten weiterhin Zinsen, erhalten diese am Ende aber wieder zu Anteilen zurück. Nur aus diesem Grund sind die Staatshaushalte in den meisten Ländern nach 2009 nicht völlig aus dem Ruder gelaufen und blieben beherrschbar.
Und genau dieser Umstand ist der Beweggrund der EZB, an den aktuellen Maßnahmen und extrem niedrigen Zinsen festzuhalten. Doch wurde so das Problem in der EU und Eurozone wirklich gelöst?
Warum verleihen Banken nicht mehr Geld?
Immer wieder stoße ich in Vorträgen von großen Namen aus der Wirtschaft auf Aussagen, die mir ein dauerhaftes Schmunzeln auf das Gesicht zaubern. Sie wären überrascht, wie viele Ökonomen, Bankenvorstände und Wirtschaftsbosse meinen, die Banken sollten das durch die EZB geschaffene Geld doch endlich verleihen und nicht für Spekulationen nutzen. Und eben diese Stimmen zeigen mir auch immer wieder, dass die Probleme unseres Geld- und Wirtschaftssystems nicht lösbar sind, solange ich solche Vorträge hören muss, die im vollen Ernst gehalten werden.
Der Fehler dieser ökonomischen Annahmen ist zwar offensichtlich, aber scheinbar doch schwer greifbar. Der wichtigste Aspekt der allen Überlegungen voran gehen muss ist, dass Banken keine Ersparnisse oder EZB-Gelder „verleihen“, sondern in der Giralgeldschöpfung Ersparnisse schaffen, indem sie Kredite vergeben.
Dass dieser Umstand völlig klar ist, zeigt ein Blick auf die Bankenbilanz. Würden Banken tatsächlich „Geld verleihen“, wie viele Menschen es bis zum heutigen Tage glauben, dann würde die Spareinlage des einen zum Kredit des anderen werden – dem ist allerdings nicht so.
In der Realität wird neues Geld durch Kreditvergabe geschaffen und die Bank verlängert die Bilanz durch den Kreditvergabeprozess. Ich empfehle Ihnen, falls das Alles ein wenig verwirrend wirkt, den folgenden Beitrag zur Geldschöpfung.
Das Problem der Banken war also nie „fehlendes Geld“ für die Kreditvergabe an die Realwirtschaft. Es sind die Anforderungen an das Darlehensgeschäft, welche die wahren Probleme verursachen. Ob der Mangel an neuen Investitionen am Ende fehlende Projekte sind, die aussichtsreich genug erscheinen, um sie zu begleiten, oder zu hohe Anforderungen an die Eigenmittel der Bank – fehlende Ersparnisse waren es nie.
Helikoptergeld würde das Problem lösen
Während die EZB-Politik also die Haushalte der Staaten deutlich entlastete, hat sie auf der anderen Seite die Ertragssituation, der ohnehin geschwächten Banken, weiterhin gesenkt. Das Zinsniveau ist auf niedrigem Niveau und die Strukturkurve ist, vor allem durch die Ankäufe der EZB, sehr flach.
Außerdem verteilt sich ein immer größerer Betrag des Vermögens auf immer weniger Wirtschaftssubjekte. In diesem Umfeld sind große Investitionen aus der Wirtschaft nur durch sehr geringe Zinsen zu stimulieren. Und genau aus diesem Grund beißt sich die Schlange in den eigenen Schwanz und hält die EZB im Status quo gefangen.
Eine klare Lösung ist und bleibt das Helikoptergeld. Dieser Begriff entstammt einer Überlegung von Milton Friedman, der sich Gedanken über die Auswirkung eines Geldabwurfs von Dollar Scheinen aus einem Helikopter machte.
Es wäre also geschenktes Geld, welches der breiten Bevölkerung zur Verfügung gestellt wird, völlig unabhängig davon, wie arm oder wie reich jemand ist. Dieses Geld wäre geschaffen von der Notenbank ohne Schuldwirkung im Hintergrund.
Anders als die Giralgeldschöpfung, wo den Ersparnissen auch Kredite in gleicher Höhe gegenüberstehen, wäre dieses Geld echtes Zentralbankgeld ohne Schuld. Die einzige Schuld, wenn man denn so will, wäre in der Bilanz der Notenbank zu finden. Da diese Institutionen allerdings anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegen, können sie niemals illiquide werden. Daher sind die Auswirkungen, die zu beachten wären, fast ausschließlich ökonomischer Natur.
An dieser Stelle finden Sie weiteres spannendes Wirtschaftswissen.
Gedrucktes Geld für die Bevölkerung – Fazit
Tatsache ist, dass diese Art der Geldverteilung auf die Bevölkerung die Auslastung der Produktionskapazitäten schneller erzeugen könnte als ein Nullzins und Ankäufe von Anleihen. Auch die Auswirkung auf die Inflation wären direkt zu beobachten und würden so die relative Last der Staatsschulden senken.
Eine Normalisierung des Zinsniveaus wäre sehr schnell feststellbar. Immerhin würde das so geschaffene Geld einen Ausstieg aus dem riesigen QE-Experiment durch Ankäufe der Notenbanken ermöglichen. Das System, welches trotz eines der längsten Aufschwungphasen überhaupt, im Krisenmodus ist, könnte sich wieder fangen und den Dauerkrisenmodus beenden.
Schöne Aussichten könnte man meinen, doch solange es Menschen gibt, die glauben Banken verleihen Ersparnisse, werden wir solche Lösungen wohl noch nicht sehen.
gute idee, das ware das paradies bzw schlaraffenland und eben nur im traum … eher wird der liebe staat uns weiterabzocken, weil dtsch bürger sich nicht wehren -)) geld ist nicht notwenig / cut bargeldabschaffung und zurück um ursprung physischer warentausch als lebensgrundlage … mir graut die kommende inflation, welche nur dem staat und notenbank dient …
Gute Idee, aber nicht machbar.
Hallo
Es wäre eine schöne Lösung, aber der Staat wird neuer, nie, niemals, nimmer uns Geld schenken, das bekommt das Ausland, aber nicht der deutsche Bürger. Eher fällt denen neue Methoden ein, mit denen sie den deutschen Arbeitnehmer ausbeuten können! Punkt.
So ist es.